2014-01-17 10:10:35

Ägypten: Neue Verfassung geht in die richtige Richtung


RealAudioMP3 Die Ägypter „haben Vertrauen in die Demokratie“: So kommentierte einer der Sprecher der katholischen Kirche in dem nordafrikanischen Land, Pater Rafic Greiche, das Referendum über die neue ägyptische Verfassung. Viele westliche Medien hätten das Ergebnis des Referendums als „Sieg der Militärs“ dargestellt. Tatsächlich sei die „Stimme des Volkes“ aber ein Votum „gegen den religiösen Extremismus, gegen die Scharia und gegen die von den Muslimbrüdern in Gang gesetzten Versuche zur Islamisierung der Gesellschaft“ gewesen, zitiert die Stiftung Pro Oriente den Pater. Etwa 98 Prozent der Wähler und Wählerinnen haben der neuen Verfassung zugestimmt.

Wie sieht das Grundgesetz Ägyptens aus? Was ändert sich für die Christen im Land? Radio Vatikan sprach mit dem koptisch-katholischen Bischof Kyrillos William von Assiut in Ägypten.

„Die neue Verfassung passt eigentlich allen Ägyptern, weil die Gruppe, die sie geschrieben hat, alle ägyptischen Einrichtungen vertritt. Keiner war ausgeschlossen. Sie haben für die Interessen aller Ägypter gearbeitet, nicht nur für ihre eigene Gruppe.“

An der Ausarbeitung der neuen Verfassung waren auch drei Vertreter der Kirchen beteiligt, berichtet uns der ägyptische Bischof. Sie hätten sich stark für die Rechte der Schwachen eingesetzt, für die Menschen, an die kaum einer denke. Im Vergleich zu 2012 sei diese Verfassung ein großer Fortschritt:

„Die Bürgerrechte und die Gleichheit aller Menschen sind klar betont. Auch die Rechte aller Religionen sind auf der gleichen Ebene: Islam, Christentum und Judentum haben die gleichen Rechte.“

Erste Fortschritte, aber das Land braucht Zeit

Die neue Verfassung spreche zwar nicht direkt von den Minderheiten, zu denen die koptischen Christen zählen. Hoffnung mache ein Antidiskriminierungspassus, der für alle Ägypter gelte, so Kyrillos. Auch Rafic Greiche unterstrich - im Gespräch mit der katholischen Nachrichtenagentur „AsiaNews“ - die Besserungen der neuen Verfassung zu der von den Muslimbrüdern im Jahr 2012 unterstützten Version. So gebe es in der neuen Verfassung einen Artikel, der den freien Bau von Kirchen in Ägypten vorsieht, was bisher nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Präsidialamtes möglich war. Entscheidend werde aber die Umsetzung der Verfassung in die gesetzliche Realität sein. Von einem realen Recht auf Religionsfreiheit sei das Land aber auch mit der neuen Verfassung noch weit entfernt, betont Bischof Kyrillos:

„Die praktische Ebene sieht schon noch anders aus. Wir müssen ein bisschen Zeit haben, damit sich die Mentalitäten ändern können. Man fühlt aber, dass die letzte Zeit viel über Diskriminierung gesprochen wurde, über Kopten, die immer unterdrückt wurden, einige sagen sogar, sie wurden verfolgt, obwohl das ein großes Wort ist. Die Kopten haben in der Vergangenheit viel gelitten, jetzt fühlen sie sich endlich auch einmal wie Bürger der ersten Kategorie, so wie die anderen.“

Bis die Minderheiten in Ägypten und mit ihnen auch die Christen angemessen im Parlament vertreten sein werden, braucht es noch Zeit, meint Kyrillos. Viele würden noch eher einen Moslem wählen als einen Christen. Wenn Christen aber aktiv an der Gesellschaft teilhaben könnten, dann sei das in Ägypten schon sehr viel. In lokalen Parlamenten gebe es zudem bereits häufig Christen. Zeit ist also das Zauberwort – in jeglicher Hinsicht:

„Die Muslimbruderschaft wird wohl nicht so schnell zur Ruhe kommen. Sie werden weiter Gewalt ausüben. Man merkt aber, dass es weniger wird. Die Führer der Muslimbruderschaft, die Gewalt ausüben, werden schnell festgenommen, und diejenigen, die Terror verbreiten werden bestraft. Mit der Zeit wird das weniger, aber es wird noch einige Zeit dauern.“

(rv/kap 17.01.2014 sta/mg)








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