Rund 100 Millionen
Christen werden weltweit um ihres Glaubens willen verfolgt. Das geht aus dem an diesem
Mittwoch von Open Doors veröffentlichtem Weltverfolgungsindex 2014 hervor. Mit dem
Index erfasst und dokumentiert das überkonfessionelle christliche Hilfswerk jährlich
neu die Einschränkung der Religionsfreiheit von Christen weltweit. Berichtszeitraum
für die aktuelle Veröffentlichung ist November 2012 bis Ende Oktober 2013. Im Gespräch
mit Radio Vatikan–Redakteurin Stefanie Stahlhofen erklärt Markus Rode, Leiter von
Open Doors Deutschland:
„Was vielleicht in der Öffentlichkeit überrascht,
ist dass die Christen-Verfolgung doch so dramatisch zugenommen hat: In mehr als zwei
Dritteln der Länder, die im vergangenen Jahr in den Weltverfolgungsindex kamen, hat
sich die Verfolgung deutlich verschärft.“
Christen sind ihrem Bericht nach
die am stärksten verfolgte Glaubensgemeinschaft weltweit – wie erklären Sie sich das
und wie erklären Sie sich, dass sich die Verfolgung sogar in einigen Ländern noch
verschärft hat?
„Der Grund ist, dass die meisten Christen in islamischen
Ländern sind – China lassen wir vorerst außer Betracht. Das bedeutet, dass die Christen
innerhalb der Regime der islamischen Länder nicht wirklich Glaubensfreiheit genießen,
weil der Islam das nicht zulässt. Würde der Islam das zulassen, könnten Christen ihren
Glauben frei bekennen. Der Abfall vom Glauben ist aber für einen Muslim ein todeswürdiges
Verbrechen. Deshalb wird den Christen untersagt, mit Muslimen über Ihren Glauben zu
sprechen. In einigen Ländern ist der islamische Extremismus, der deutlich aufblüht,
eine der Haupttriebfedern für eine zunehmende Verfolgung."
In welchen Ländern,
zum Beispiel?
„Da sind besonders die Länder des arabischen Frühlings. Eines
der größten Negativbeispiele ist Syrien. Das war im vergangenen Jahr auf Platz elf
des Weltverfolgungsindex, jetzt ist es auf Platz drei – weil es dort mittlerweile
einen regelrechten Religionskrieg gibt. So sind zum Beispiel Djihadisten aus verschiedenen
Ländern angerückt, um aus Syrien einen islamischen Staat zu machen, in dem Christen
keinen Platz haben. Insofern gib es gezielte Massaker an Christen in erheblichem Umfang.“
Wie
zuverlässig sind Ihre Zahlen?
„Es ist natürlich nie so, dass man ein komplettes
Bild hat, besonders in Ländern, in denen Christen aufgrund der Verfolgung in den
Untergrund abtauchen müssen. Unser Vorteil ist, dass wir schon seit 59 Jahren in diesen
Ländern aktiv sind und somit enge Beziehungen auch zu den Untergrundchristen habe.
Wir bekommen also unsere Informationen aus erster Hand. Außerdem wirken Experten,
Religionswissenschaftler bei der Methodik mit. Ein unabhängiges Institut für Religionsfreiheit
entwickelt unseren Bericht mit. Von daher denken wir, dass unsere Hintergrundinformationen
gut sind und die Zahlen solide. Es wird aber immer eine Dunkelziffer geben, denn wir
können nicht in die nordkoreanischen Arbeitslager direkt reinschauen…“
Nordkorea
steht immer noch an der Spitze Ihres Index, denken Sie, da wird sich irgendwann einmal
etwas ändern?
„Seit zwölf Jahren steht das Land jetzt an der Spitze, dort
gibt es die härteste Christenverfolgung. Die Christen selber in Nordkorea bitten uns
ums Gebet. Sie sagen immer wieder, betet für uns, damit wir im Glauben das durchhalten,
was uns angetan wird. Politisch sehen wir im Moment keine besondere Perspektive, was
aber nicht heißt, dass es auch hier Überraschungen geben kann, wie man es ja auch
gesehen hat durch den arabischen Frühling. Allerdings ist die Lage in Nordkorea noch
einmal erheblich schwieriger, denn die Machtverhältnisse sind so etabliert und die
Bevölkerung ist so schwach, dass wir uns einen wirklichen Aufstand der Bevölkerung
gegen dieses diktatorische Regime kaum vorstellen können.“
Was ist Ihr
Fazit, welche Forderung stellen Sie nach der Veröffentlichung Ihres Berichts?
„Ganz
wichtig ist, dass bei dieser unbeschreiblich großen Dimension von Christenverfolgung
und Gewalt gegen Christen das Thema viel stärker in die Öffentlichkeit kommt. Dann
erwarten wir uns natürlich auch, dass Politiker, Kirchen und auch die Medien noch
stärker reagieren. Ganz besonders appellieren wir an die Politik. Wir sind dankbar
für die Unterstützung der deutschen Bundesregierung, das haben wir noch nie so stark
erlebt. Auch im Koalitionsvertrag wurden die Unterstützung und der Einsatz für verfolgte
Christen sogar benannt, das ist ein großer Schritt nach vorne. Wir rufen aber auch
sehr stark die Kirchen auf, besonders die Christen, sich noch mehr aktiv für ihre
verfolgten Glaubensgeschwister einzusetzen.“
Markus Rode, Leiter von Open
Doors Deutschland zum an diesem Mittwoch veröffentlichten Index zur Christenverfolgung
auf der Welt. Den vollständigen Bericht gibt es im Internet: weltverfolgungsindex.de.