Eine Konferenz zum
Frieden in Syrien wird im Vatikan in der kommenden Woche Lösungen für einen Krieg
diskutieren, der schon längst kein reiner Bürgerkrieg mehr ist: Al Kaida, islamistische
Gruppen aus dem gesamten Nahen Osten und aus Zentralasien mischen längst mit. Eine
Woche darauf wird dann in Genf von der internationalen Gemeinschaft dasselbe Ziel
verfolgt, man will Lösungswege finden. Vor Ort versuchen die Menschen, irgendwie
mit der Lage zu Recht zu kommen und zu überleben. Während um sie herum das Land zerbricht
und seit nun drei Jahren Krieg herrscht, versuchen Menschen wie Pater Ghassan Sahoui
weiterhin, die Solidarität untereinander aufrecht zu erhalten, und sei es nur in ganz
kleinen Gebieten. Der Jesuitenpater leitet in Homs ein Jugendbildungszentrum für 700
Kinder.
„In Homs leben wir in einer relativ ruhigen Zone, aber ab und zu
geht auch auf uns eine Rakete oder gehen Mörsergranaten nieder. Auch wir sind nicht
wirklich sicher. Wir warten ab und verhalten uns vorsichtig. Wenn etwas passiert,
müssen wir alle sofort reagieren, aber das normale Leben geht weiter. Es gibt so viele
Schwierigkeiten, vor allem materieller und ökonomischer Art, weil so viele Menschen
keine Arbeit haben - und die, die eine haben, bekommen so wenig dafür, dass das nur
für einen halben Monat reicht, und dann müssen sie sich irgendwelche anderen Mittel
finden.“
Das Jugendzentrum arbeitet mit etwa hundert Mitarbeitern, bei
den Kindern mache man keinen Unterschied in der Religion, man kümmere sich um alle,
so der Pater.
„Wir haben wirklich diese Solidarität unter uns. Wir wollen
den Krieg nicht: Wir alle versuchen zu überleben und uns wirklich gegenseitig zu helfen,
auch wenn es diesen Krieg gibt und all die Verzweiflung. Aber wenn wir zusammenarbeiten
und uns helfen, dann zeigt sich auch eine gewisse Freude, selbst wenn in Syrien der
Hass und die Feindschaft zwischen den Gruppen immer mehr zunehmen. Wir in unserem
Zentrum sind so etwas wie eine Brücke: Hier können die Religionen, die draußen gegeneinander
kämpfen, sich begegnen, wir sind eine Brücke vor allem zwischen Sunniten und Alawiten,
die normalerweise Feinde sind.“
Der Bürgerkrieg in Syrien hat sich im Laufe
der Zeit verändert, heute sind es vermehrt Einflüsse von außen, die den Krieg am Leben
erhalten. Kämpfer aus Tschetschenien und anderen Regionen beteiligen sich und bringen
vor allem eine radikale Form des Islam ins Land, die auch den Charakter des Krieges
verändert.
„Auch wir Christen sind davon betroffen, wie diese Fremden in
unser Land gekommen sind und jetzt dort kämpfen. Es ist wahr, das ist kein Bürgerkrieg
unter Syrern, sondern ein internationaler Krieg zwischen den Religionen. Es gibt so
viele Länder, die bei uns ihre Interessen verfolgen. Wir sehen mit an, wohin der Hass
des einen auf den anderen noch führt. Warum nur? Wenn man wirklich eine positive Lösung
will, dann muss man reden und nicht kämpfen! Wir Christen wie alle anderen auch wollen
nichts anderes als den Frieden.“
Pater Ghassan Sahoui hat nicht mehr viel
Hoffnung, dass sich wirklich noch eine Lösung zeigen könnte. Trotzdem gäben die Menschen
nicht auf.
„Natürlich nicht. Wir lassen die Politik und den Streit beiseite
und versuchen, zu leben und vor Ort den Menschen zu helfen, ganz konkret. Schluss
mit den Waffen und all dem Blut, denn so kann man doch nicht leben. Es gibt so viele
Tote, so viele Opfer, es reicht, es reicht!“