Nach den jüngsten
Bombenanschlägen in Beirut haben sowohl Christen als auch Muslime im Libanon Angst
vor einem neuen Bürgerkrieg. Das sagt im Gespräch mit Radio Vatikan der maronitische
Bischof von Zahle, Mansour Hobeika. Am Donnerstag sind bei einem Anschlag in der libanesischen
Hauptstadt mindestens 5 Menschen getötet und 77 Leute verletzt worden.
„Überall
herrscht jetzt bei uns Unruhe und Angst. Das gilt bei allen Christen, aber auch bei
allen Muslimen. Die größte Angst besteht darin, dass der Libanon zu einem zweiten
Irak im Nahen Osten wird. Wir haben zwar Sicherheitskräfte, aber es ist logistisch
gesehen nicht möglich, dass an jeder Straßenecke Polizisten stehen, weil wir nicht
genügend davon haben.“
Die neue Gewaltwelle habe mit der gegenwärtigen
Situation im Nachbarland Syrien zu tun, so Bischof Hobeika.
„Denn in Syrien
sind sehr viele Waffen im Umlauf. Hinzu kommt, dass libanesische Schiiten in Syrien
kämpfen und diese Einmischung hat zwangsläufig einen großen Einfluss auch bei uns.
Das hat zu einem Kampf zwischen Schiiten und Sunniten im Libanon geführt.“
Um
wieder Ruhe im Libanon und im ganzen Nahen Osten zu finden, müsse deshalb zuerst der
Friede in Syrien gesichert werden, so der maronitische Bischof von Zahle.
„Genau!
Wir hoffen immer noch, dass ausländische Botschaften wie jene der USA oder der europäischen
Staaten genügend Druck auf die Konfliktparteien ausüben können, damit die Gewalt endlich
aufhört. Bisher war das immer der Fall, wenn sich ausländische Staaten dafür einsetzten.
Am besten wäre es, wenn auch der Iran oder Saudi-Arabien mit an Bord wären. Beide
Staaten haben einen großen Einfluss im Libanon.“
Doch auch im Libanon selber
braucht es eine politische Kehrwende, betont der Bischof. Denn seit Monaten gibt es
nur eine Übergangsregierung und in vier Monaten finden die nächsten Präsidentschaftswahlen
statt.
„Wir brauchen eine Versöhnung zwischen Christen und Muslime, aber
vor allem zwischen Sunniten und Schiiten. Die Bemühung unserer Kirche besteht derzeit
gerade darin, den Dialog zwischen diesen Gruppen zu fördern. Jeglicher Extremismus
bringt nichts und nur positive Werte tragen dazu bei, eine Zukunft aufzubauen.“