Brüderlichkeit in der Gesellschaft: „Die Demokratie des Samariters“
Das westliche Demokratieverständnis
muss solidarischer werden. Das fordert der Sekretär des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit
und Frieden, Bischof Mario Toso, im Gespräch mit Radio Vatikan. Sowohl Benedikt XVI.
als auch Franziskus seien Päpste die immer wieder den Einsatz der Gläubigen in der
Politik betonen, so Toso. Ein Schlüsselbegriff sei hierfür „Brüderlichkeit“.
„Denn
Brüderlichkeit kann heute eine wichtige Rolle in der Neuordnung der repräsentativen
Demokratie sein. Demokratie muss immer offener und vor allem solidarischer werden.
Bisher galt im Westen vor allem ein neoutilitaristischer Ansatz, der sehr auf das
Individuum setzte. Dieses Denken müssen wir unbedingt ändern, denn das ist schlecht
für das Allgemeinwohl.“
Das sogenannte neoutilitaristische Denken habe
das Ziel, immer nur eine Mehrheit zu gefallen. Doch bisher habe diese Ideologie nur
eine Minderheit etwas gebracht, sagt der Sekretär des vatikanischen „Justitia et Pax“-Rates.
„Wenn
ich davon spreche, das Demokratieverständnis zu ändern, dann meine ich nicht, dass
dies die Aufgabe einer einzigen Person oder Institution ist. Alle müssen sich daran
beteiligen. Es geht auch nicht darum – was in vielen europäischen Ländern derzeit
der Fall ist – Wirtschafts- oder Sozialsysteme zu ändern. Das allein genügt nicht.
Wir müssen eine Gesellschaft aufbauen, in der das Allgemeinwohl im Zentrum steht.“
Ein
konkretes Beispiel sei der Umgang mit den Opfern der Wirtschaftskrise, wie Arbeitslose
oder Jugendliche, die eine erste Arbeitsstelle suchen.
„Brüderlichkeit bedeutet
in diesem Falle, dass man die Würde eines jeden Menschen achtet. Unsere Gesellschaft
muss eindeutig besser mit jenen umgehen, die sozusagen ,gefallen´ sind. Wir müssen
wie der Samariter helfen, solche Menschen wieder auf die Beine zu bringen. Ich würde
dieses Verständnis gerne als ,samaritische Demokratie´ bezeichnen: eine Demokratie,
die nicht über die Menschen hinwegschaut, sondern für die Menschen da ist.“