Somalia: Erst Wunsch nach Einheit kann funktionierenden Staat schaffen
Die derzeitige Gewaltwelle
in Somalia wird nur dann ein Ende haben, wenn es eine stabile Regierung gibt. Zudem
müsse die Bevölkerung Extremisten ausgrenzen. Das sagte der Apostolische Administrator
in Somalia, Bischof Giorgio Bertin, gegenüber Radio Vatikan. In der somalischen Hauptstadt
Mogadischu waren am Mittwoch mehrere Autobomben vor einem bei Politikern beliebten
Hotel explodiert. Es soll mindestens zehn Todesopfer und zahlreiche Verletzte gegeben
haben. Das Hotel galt als einer der sichersten Plätze in Mogadischu. Bischof Bertin:
„Wir
wissen nicht, wer hinter den Anschlägen steckt. Es könnte sein, dass es sich um die
islamistische Gruppe Al-Shabaab handelt, aber es könnte auch sein, dass es Fraktionen
sind, die sich hinter islamistischen Gruppen verstecken, aber aus persönlichen oder
familiären Interessen heraus versuchen, das Land zu destabilisieren.“
Nach
Jahrzehnten des Bürgerkriegs und der Anarchie bemüht sich Somalia mit internationaler
Hilfe derzeit um den Wiederaufbau staatlicher Strukturen. Mit Unterstützung einer
afrikanischen Friedenstruppe wurde die islamistische Bewegung Al-Shabaab vor zwei
Jahren aus Mogadischu vertrieben. Sie verfügt aber immer noch über Rückhalte in ländlichen
Gebieten, von denen aus sie Guerilla-artige Angriffe startet. Bertin:
„Ich
habe einige Zeichen der Hoffnung gesehen und erlebt. Es gibt durchaus Somalier, die
bereit sind, sich für das Land und seinen Wiederaufbau einzusetzen. Doch auch wenn
ich optimistisch bin, muss ich zugeben, dass die Erneuerung Somalias sehr langsam
vorangeht.“
Bereits seit Jahrzehnten ist die Lage in Somalia instabil.
Seit dem Sturz von Machthaber Siad Barre im Jahr 1991 reißen blutige Auseinandersetzungen
in dem Land nicht ab. So kann von einer funktionierenden Staatsgewalt in Somalia bis
heute nicht die Rede sein. Dazu Bertin:
„Wie ich bereits schon mehrmals
gesagt habe, brauchen Somalia und die internationale Staatengemeinschaft, die das
Land unterstützen will, vor allem Durchhaltevermögen. Und in Somalia selbst braucht
es vor allem eines: den Sinn für Einheit. Denn erst wenn die Menschen dort den Wunsch
haben, ein Volk und eine Gemeinschaft zu sein, wird es überhaupt möglich sein, von
Stabilität sprechen zu können. Aber davon sind wir derzeit leider noch sehr weit entfernt.“