D/EU: Kardinal Marx fordert stärkeres Engagement für Flüchtlinge
Der Münchner Kardinal Reinhard Marx fordert ein stärkeres Engagement der Europäischen
Union für Flüchtlinge, um insbesondere weitere Opfer bei den gefährlichen Überfahrten
über das Mittelmeer zu vermeiden: „Europas Grenze darf keine Todesfalle sein“, mahnt
der Erzbischof von München und Freising in einem Radiobeitrag für den Bayerischen
Rundfunk, der am Samstag, 4. Januar, ausgestrahlt wird. „Unsere Gemeinschaft darf
nicht nur wirtschaftlich wachsen. Europa muss auch in seiner Barmherzigkeit und Hinwendung
zu den Menschen wachsen, die bei uns Zuflucht suchen“, sagte Marx dem Sender. Asyl
zu beantragen sei ein fundamentales Menschenrecht, „deshalb tragen gerade wir mit
unserem Wohlstand eine Verantwortung für die Flüchtlinge“.
Mit Blick auf die
Einführung der Euro-Währung in Lettland zum 1. Januar 2014 erinnert Kardinal Marx:
„Europa ist mehr als der Euro. Die Währung ist auch Ausdruck einer Gemeinschaft, die
Wohlstand und wirtschaftliches Wachstum verbindet mit Solidarität untereinander.“
Der auch vom christlichen Glauben geprägte Geist Europas bedeute, dass alle, besonders
auch die Armen und Benachteiligten, eine Chance bekommen sollten. „Keiner ist überflüssig!
Dieser Geist muss immer wieder in der konkreten Politik sichtbar werden“, betont Marx.
Dazu fordert der Kardinal von der EU etwa die noch immer ausstehende Einigung über
angemessene Aufnahmequoten ein sowie ein Angehen der Krisen, die Auslöser der Migration
sind.
Die Flüchtlingsproblematik geht alle an Die Hilfe für Flüchtlinge
sei jedoch nicht nur eine Aufgabe auf EU-Ebene. „Sie geht uns alle etwas an, in unseren
Ländern, Städten und Dörfern“, bekräftigt Marx. So engagiere sich etwa das Erzbistum
München und Freising besonders für unbegleitete, jugendliche Flüchtlinge und helfe
bei der Suche nach geeigneten Gebäuden für die Unterbringung von Asylbewerbern. Allein
die Pfarreien im Erzbistum stellten mittlerweile Plätze für mehr als 400 Flüchtlinge
zur Verfügung. „Aber ein Dach über dem Kopf reicht nicht aus. Wir müssen eine gute
Begleitung dieser oft schwer traumatisierten Menschen gewährleisten“, unterstreicht
der Erzbischof. Den Asylbewerbern müsse ein Zugang zu Bildung und Arbeit ermöglicht
werden. „Wir müssen sie spüren lassen, dass wir sie als Menschen annehmen, im Namen
dessen, der der Bruder aller Menschen geworden ist“, so Marx: „Das ist mein Wunsch
zum Neuen Jahr. Damit könnten wir 2014 zu einem hoffnungsvollen Jahr für alle machen.“