2013-12-20 12:08:23

Ein Besuch im Bambino Gesù


RealAudioMP3 Am kommenden Samstag besucht Papst Franziskus „sein" Kinderkrankenhaus. Das traditionsreiche Bambino Gesù auf einem der Nachbarhügel des Vatikanstaates ist eine hochmoderne Kinderklinik, die größte Europas. Isabell Gamperling hat sich dort umgesehen.

Normaler Betrieb heute im „Pronto Soccorso“, der Notaufnahme. 20 Eltern sitzen mit ihren Kindern auf Bänken und warten darauf, an die Reihe zu kommen. Seit über 140 Jahren steht auf Roms Hügel Gianicolo ein Kinderkrankenhaus: das Bambino Gesù. Die römische Adelsfamilie Salviati hat es im Jahr 1869 gegründet, eine Handlung aus Nächstenliebe und Mitgefühl. Alles begann damals mit einem Zimmer mit vier Betten. Heute ist Bambino Gesù das größte Kinderkrankenhaus und Kinderforschungszentrum Europas. Doch wer den Präsidenten der Klinik, Giuseppe Profiti, fragt, was Bambino Gesù genau ist, erhält eine ganz andere Antwort:

„Zuerst einmal würde ich sagen, ist es das Krankenhaus vom Papst.”

Seit 1924 gehört Bambino Gesù dem Heiligen Vater. Damals hatte die Familie Salviati das Spital dem Papst übergeben, um die Zukunft der Einrichtung zu sichern. Der kirchliche Eigentümer zeigt sich heute in erster Linie in den Werten, nach denen die rund 2.600 Ärzte, Forscher, Krankenschwestern und Pfleger arbeiten: Alle Aktivitäten basieren auf den moralischen und ethischen Prinzipien des katholischen Glaubens.

Warum sind Kinder krank und müssen schwerste Schmerzen ertragen? Wieso müssen manche von ihnen sogar sterben? Papst Franziskus hat erst vor wenigen Wochen bei der Generalaudienz gesagt, dass auch er darauf keine Antwort wisse. In Bambino Gesù wird alles dafür getan, dass der schlimmste Fall, der Tod eines Kindes, nicht eintritt. Auf dem grünen Hügel in Rom ballen sich die medizinischen Einrichtungen: Notaufnahme und Intensivstationen, Chirurgie und Transplantationszentrum. Da der Platz in der Innenstadt Roms für all die Angebote zu eng wurde, hat sich das Krankenhaus in der römischen Vorstadt San Paolo ein zweites Standbein geschaffen.

„Eine Vorrangstellung hat das Krankenhaus Bambino Gesù sicherlich im Bereich der Kardiologie und der Herzchirurgie. Da sprechen wir von fast über 1.500 Eingriffen im Jahr davon 600 in der Herzchirurgie. Darüber hinaus gibt es auch Transplantationen. Ein anderer großer Bereich sind die Kinderkrebserkrankungen.“

Ins Krankenhaus Bambino Gesù kommen also Kinder mit schweren und komplexen Erkrankungen, wo die besten Ärzte gefragt sind. Viele kleine Patienten leiden auch an chronischen Krankheiten, ihre Chance auf Heilung ist nur sehr gering. Da Bambino Gesù das Ziel hat, das Leben aller kranken Kinder überhaupt zu verbessern, ist der Klinik ein eigenes Forschungszentrum angeschlossen:

Im Keller von Bambino Gesù laufen die Kühlschränke auf Hochtouren: der Aufbewahrungsort für Reagenzgläser und Petrischalen und die darin angelegten Versuchsreihen. Im Labor von Bambino Gesù wird mit modernsten Mitteln an den Kinderkrankheiten geforscht. Lösungen zur Behandlung sollen bestmöglich auf jeden einzelnen Patienten abgestimmt werden. Die Ärzte des Kinderkrankenhauses transplantieren Herzen, Nieren und Knochenmark, die Forscher suchen nach den Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten vor allem von genetisch bedingten Krankheiten.

Der gute Ruf der römischen Kinderklinik, der ältesten Italiens, strahlt weit über das Land hinaus. Die Patienten kommen mitunter aus China, Arabien und Nordafrika. Für sie hat das Krankenhaus extra ausgebildete kulturelle Vermittler. Insgesamt 99 Sprachen sprechen sie.

„Rund um den Arzt oder den weißen Kittel gibt es eine Anzahl weiterer Personen, mit Kleidung in anderer Farbe. Aber grundsätzlich sind das Personen, die dem wirklich Kranken Leistungen liefern. Der biologische Träger der Krankheit ist das Kind, aber der Kranke ist die Familie, die in dem Moment, in dem sie in diese Situation hineinfällt, eine Reihe von Dienstleistungen braucht. Die sind manchmal, ich möchte nicht sagen sogar wichtiger, aber sie tragen sicherlich dazu bei, eine bessere Behandlung zu garantieren.“

Und zu diesen fundamentalen Leistungen zählen nicht nur die kulturellen Mediatoren, wie Giuseppe Profiti erklärt, sondern auch beispielsweise die Hilfe für die Familien bei der Suche einer Unterkunft in Rom. Im Krankenhaus gibt es außerdem ein Spielzimmer für die Kinder, hier kann gepuzzelt und gemalt werden. Und die kleinen Patienten können für einige Momente Ärzte, Spritzen und Medizin vergessen.

Der kleine Junge ist überrascht, was er sich da für ein schweres Puzzle aus dem Regal gezogen hat. Wenn die Eltern selbst mal ein wenig Zeit zum Durchatmen brauchen, müssen sie nur einmal den Hof überqueren: Dort befindet sich im ersten Stock des Gebäudes ein Entspannungsraum. Außerdem gibt es eine Kantine und eine Bar.

Läuft man über die Gänge des Krankenhauses, kommen einem nicht nur Kinder auf Betten und Rollwägen mit Wäsche oder Essen entgegen, sondern man trifft ganz sicher auch auf sie: Krankenhausmitarbeiter in rosa Hemden: Geistliche oder Laien, die die kleinen Patienten und ihre Familien menschlich, spirituell und moralisch in dieser schweren Zeit unterstützen. Und wie kann es anders sein, im Krankenhaus des Papstes gibt es auch eine Kappelle, ein Ort der Ruhe und des Friedens. Sie ist nur ein paar Schritte entfernt vom Kinderspielplatz. Aber in das Gotteshaus dringt kaum Lärm von draußen.

Bambino Gesù ist eine Auffangstation für Kinder und Erwachsene. Das kostet natürlich alles Geld. Ein Teil der Forschung finanziert die Europäische Union. Aber die medizinischen Leistungen zahlt der italienische Staat, erklärt Giuseppe Profiti. Das Geld kommt also nicht vom Besitzer des Krankenhauses, dem Heiligen Vater?

„Die medizinischen Leistungen werden von der italienischen Regierung finanziert. Für alle Leistungen mit internationalem Charakter, mit humanitärem Charakter werden die finanziellen Mittel vom Heiligen Stuhl zur Verfügung gestellt.“

Gerade eben läuft ein solches Projekt an: Bambino Gesù schickt Ärzte mit medizinischem Gerät in den Libanon, um syrischen Flüchtlingskindern zu helfen. Finanziert wird die Hilfsaktion vom Päpstlichen Rat Cor Unum.
Am Samstag nun kommt der Papst zu Besuch auf den Gianicolo. Sind denn dann schon alle aufgeregt? Noch einmal Giuseppe Profiti:

„Wir müssen jeden Tag bereit sein, ihn zu empfangen. Aber das Wissen, dass er bald kommt, erzeugt in uns doch eine sehr große Erwartungsfreude. Wir wollen ihn in Empfang nehmen, ihm alles zeigen, ihm erzählen. Wir erwarten ihn.“

(rv 18.12.2013 iga)







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