2013-12-16 11:42:46

Vatikan/Russland: Zeit gekommen, „im Verhältnis voranzugehen“


RealAudioMP3 Der Präsident des Päpstlichen Einheitsrates trifft in diesen Tagen in Russland mit den Spitzen der orthodoxen und der katholischen Kirche zusammen. Am Mittwoch wird Kardinal Kurt Koch von Patriarch Kyrill I. empfangen. Wird es dabei auch um ein mögliches Treffen zwischen Papst und Patriarch gehen? Dieses wird schon lange angepeilt, kam bisher aber nie zustande.

Franziskus hatte in diesen Tagen noch in einem Zeitungsinterview betont, die orthodoxen Patriarchen seien für ihn „Brüder im Bischofsamt“. In dem Gespräch mit der italienischen Zeitung „La Stampa“ unterstrich der Papst, es sei schmerzlich, nicht die Eucharistie miteinander feiern zu können, aber „Freundschaft“ sei vorhanden. Die Ökumene sei für ihn als Papst eine Priorität, betonte Franzikus. Ist vor diesem Hintergrund ein Treffen des Papstes mit Kyrill I. absehbar? Franziskus' „Ökumene-Minister“, Kardinal Kurt Koch, kennt Patriarch Kyrill jedenfalls schon, sagte uns der Domenikaner Hyacinthe Destivelle vom Päpstlichen Einheitsrat:

„Sicher ist Kochs Treffen mit Kyrill wichtig, vor allem weil es das erste Treffen des Kardinals als Vertreter des neuen Papstes mit dem Patriarchen ist. Koch hat Kyrill allerdings schon vor zwei Jahren in Moskau getroffen. Das jetzige Treffen ist bedeutsam, weil es neue Herausforderungen gibt: natürlich der Friede im Nahen Osten, die Familie, die kirchliche Soziallehre und moralische Fragestellungen sowie – allem voran – die Herausforderung der Einheit im Glauben. Vielleicht ist ja jetzt der Moment gekommen, eine symbolische Geste zu tun und in unserem Verhältnis voranzugehen. Und ich hoffe, dass das Treffen in diesem Sinne helfen wird.“

Der Pater sieht durchaus ein mögliches Treffen des Papstes mit dem russischen Patriarchen heranrücken: „Wir brauchen eine solche Begegnung“, so Destivelle – wenn er auch selbst nicht weiß, ob zeitnah etwas daraus wird. Mit den Begegnungen im Moskauer Patriarchat und zwei Konferenzen in Sankt Petersburg über das Zweite Vatikanische Konzil und den katholisch-orthodoxen Dialog steht Kochs Besuch klar im Zeichen eines Bemühens um ökumenische Verständigung. Symbol für einen Aufbruch im katholisch-orthodoxen Dialog seit den 90er Jahren ist die katholische Basilika der Heiligen Alexandrinischen Katharina in Sankt Petersburg. Dort hat Koch am Sonntag die Messe gefeiert. Destivelle:

„Diese Kirche ist die älteste katholische Kirche Russlands und sozusagen die Mutter aller katholischen Kirchen des Landes. Sie ist auch eine der schönsten und ist berühmt für ihre Heiligen. Bekannt ist sie aber auch für ihr tragisches Schicksal und das aller Christen in Russland: Das Gotteshaus wurde vor dem Zweiten Weltkrieg geschlossen und blieb bis zu den frühen 90er Jahren geschlossen, 1992 haben die Autoritäten der Stadt es dann der katholischen Gemeinschaft zurückgegeben. Heute kann die Basilika auf eine sehr reiche Geschichte zurückblicken, was das katholische Verhältnis zur Kultur dieses Landes und zu den anderen Kirchen angeht, vor allem natürlich zur russisch-orthodoxen Kirche.“
Kochs Russlandbesuch endet am Donnerstag. Vor der Begegnung am Mittwoch mit Patriarch Kyrill wird sich der Präsident des Päpstlichen Einheitsrates am Vortag erst mit dem Außenamtschef des Moskauer Patriarchates, Hilarion, treffen. Dieser war am 12. November noch bei Franziskus im Vatikan. Er hatte zuletzt in einem Interview geäußert, die Chancen für eine historische Begegnung von Papst Franziskus und Patriarch Kyrill I. seien sehr groß. Bisher sei allerdings noch nicht über mögliche Orte und einen Termin gesprochen worden. Seit Gründung des Moskauer Patriarchates Ende des 16. Jahrhunderts gab es keine Begegnung der Oberhäupter beider Kirchen.

(rv/kna 16.12.2013 pr)








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