Ägypten: Koptisch-katholischer Patriarch verteidigt Armee
Der koptisch-katholische Patriarch Ibrahim Isaac Sidrak hat die ägyptische Armee als
Wächter des politischen Wandels in seinem Land gelobt. Die Generäle strebten keine
dauernde Regierungsgewalt an, sagte Sidrak am Samstag dem Internetportal „Vatican
Insider“. „Derzeit schützen sie den Übergangsprozess, der noch zerbrechlich ist.“
Ohne diesen Schutz würde das Land im Chaos versinken, so der Patriarch. Die Ägypter
stimmen im Januar über eine neue Verfassung ab. Kritiker meinen, der Entwurf ziele
vor allem darauf, die Machtbasis der Militärs zu sichern.
Sidrak lobte dagegen,
die vorgesehene Verfassung schwäche den islamischen Fundamentalismus in der ägyptischen
Rechtsprechung ab, wie ihn die abgesetzte Regierung des den Muslimbrüdern nahe stehenden
Präsidenten Mohamed Mursi habe durchsetzen wollen. Zwar bleibe die Scharia auch im
neuen Verfassungsentwurf die Quelle der Rechtsprechung. Es fehle aber die Vorgabe,
das islamische Gesetz nach den Maßstäben der Rechtsschulen aus den ersten Jahrhunderten
des Islams auszulegen. Der jetzige Entwurf sichere den Christen zudem das Recht auf
den Bau von Kirchen zu.
Der Patriarch wies Vorwürfe zurück, die ägyptischen
Christen seien eine Art „fünfter Kolonne“, die Interessen des Auslands vertrete. Auch
während der Welle von Übergriffen gegen Kirchen im August hätten Christen nie die
Hilfe des Auslands gefordert oder zur Revanche aufgerufen. „Wir haben gesagt, dass
der Angriff auf Kirchen ein Angriff auf ganz Ägypten ist“, erklärte Sidrak. Viele
Ägypter hätten erkannt, dass die Christen sich als wahre Ägypter fühlten, die auch
nicht für den Sturz des islamistischen Präsidenten verantwortlich seien. Vielmehr
sei damals das halbe Land gegen Mursi auf die Straße gegangen.
Kritisch äußerte
sich Sidrak zum ökumenischen Dialog zwischen katholischen und orthodoxen Kopten. Letztere
bilden unter Ägyptens Christen die große Mehrheit. Zwar habe die Wahl des koptischen
Papstes Tawadros II. vieles zum Guten verändert. Doch noch immer betrieben die Orthodoxen
die Abwerbung und erneute Taufe katholischer Kopten. „Das ist für uns verletzend und
steht im Widerspruch zur Rede von der Einheit aller Christen.“