Neuer Abt von Einsiedeln: „Ein Mönch hat kein Problem mit Medien“
Mönche haben und hatten
nie ein Problem mit modernen Kommunikationsmitteln. Das betont der neue Abt des Benediktinerklosters
Einsiedeln, Urban Federer, im Gespräch mit Radio Vatikan. Wie sein Vorgänger, Abt
Martin Werlen, werde auch er sicher Twitter und andere moderne Kommunikationsmittel
nutzen, so Federer. Abt Werlen wurde in der Schweiz auch „Twitter-Abt“ genannt, weil
er das soziale Netzwerk oft nutzte. Das wird wohl sein Nachfolger auch tun.
„Das
war für uns Benediktiner immer eine Selbstverständlichkeit. Deshalb sind für mich
soziale Kommunikationsmittel weder etwas, was ich vergöttere, noch verteufeln muss.
An sich ist das neutral. Es ist aber etwas, was ich brauche, weil es heute üblich
ist. Man muss wissen, wie man damit umgeht. Es gibt Leute, die damit nicht umgehen
können. Ich bin ja eigentlich Lehrer hier im Kloster und sehe die Gefahren, aber ich
finde es super, wenn man Menschen erreichen kann und ich will ja mit Leuten zusammen
sein. So wie es Papst Franziskus macht, ist es eine sehr gute Sache.“
Am
Dienstag hatte Papst Franziskus Federer als neuer Vorsteher der Territorialabtei bestätigt,
am Donnerstag stellte sich der Abt der Öffentlichkeit vor. Das Kloster Einsiedeln
hat mit seiner langjährigen Geschichte Einiges erlebt, so Federer.
„Natürlich
ist so ein altes Kloster wie in Einsiedeln gewohnt – und das tönt jetzt vielleicht
ein bisschen blöd, aber es ist so – dass Päpste kommen und gehen. Doch unsere Kernaufgabe
bleibt gleich, nämlich das Lob Gottes und das Gebet zu pflegen. Da sind wir immer
dran, wer auch immer unser Chef ist. Doch Papst Franziskus hat es geschafft, dass
wir dauernd mit ihm konfrontiert werden, denn die Pilger und Besucher des Klosters
fragen nach ihm.“
Die Mönche des Klosters müssten dann erklären, was der
Papst mit seinen Gesten und Worte gemeint habe, so der 45-jährige Abt, der dies als
Ansporn empfindet.
„Die Leute – und das merke ich immer mehr in meinem
Beruf als Lehrer – möchten jemanden, der auch das tut, was er sagt. Das ist die ganz
große Stärke von Papst Franziskus. Er predigt nicht irgendwie oder irgendwas und dann
denkt man nichts mehr darüber, sondern er ist authentisch – man nimmt es ihm ab.“
Auch
Christus sei er selbst gewesen und seinen Weg gegangen, trotz großer Hindernisse.
Diese Unbeirrtheit stehe im Grunde für ein christliches Leben, so Federer. Der
59. Abt von Einsiedeln schätzt Bildung und Kultur, liebt die Musik und hat mit dem
berühmten Schweizer Tennisstar Roger Federer einen gemeinsamen Vorfahren – im 17.
Jahrhundert. Als Wahlspruch hat der Benediktinermönch, bislang Dekan der Abtei, die
biblische Bezeichnung „Adiutor in Christo“ – Mitarbeiter in Christus – gewählt.
„Ich
finde, dass die Kirche sehr oft in der Defensive ist. Es gibt viele, die die Botschaft
der Kirche bezweifeln. Hier im Westen geht die Zahl der Kirchgänger zurück. Das gilt
auch für die Ordensgemeinschaften. Man hat ein bisschen das Gefühl, die Freude fehlt.
Auch darin ist mir Papst Franziskus ein Vorbild. Wir dürfen uns freuen und müssen
keine Angst haben, weil Gott mit uns ist. Er hilft uns. Diese Freude möchte ich gerne
allen mitgeben.“
Sein Vorname „Urban“ sei für ihn „schon fast programmatisch“,
so Federer, der sich den zahlreichen Medienvertretern entlang seines Namens vorstellte:
„Urban“ bedeute „der Städter“. Der neue Klostervorsteher ist Stadtzürcher und stolz
darauf, ein solcher zu sein, wie er sagt. Mit Federer wird zudem zum zweiten Mal ein
Zürcher in der über 1.000-jährigen Geschichte des Klosters Abt von Einsiedeln.
Als
Abt will Federer Einsiedeln als einen „Ort der Begegnung“ erhalten und fördern. Großes
Vertrauen habe er dabei in die Schwarze Madonna von Einsiedeln. Maria, die Mutter
Gottes, verbinde in Einsiedeln Gläubige aus verschiedenen christlichen Kirchen und
auch Menschen islamischen und hinduistischen Glaubens.
Unbekanntes Arbeitsfeld
Bischofskonferenz Als Abt von Einsiedeln wird Federer auch Mitglied der
Schweizer Bischofskonferenz. Zu den Aufgaben, die ihn dort erwarten, konnte der neue
Klostervorsteher noch nichts sagen. Dies sei etwas „sehr Neues“ für ihn. Der neue
Abt wird sich vor seiner Weihe am 22. Dezember für einige Tage zurückziehen. Über
die künftigen Aufgaben seines Vorgängers habe man noch nicht entschieden, sagte Federer
vor Medienvertretern. Werlen werde sich zunächst einmal zur Erholung an einen derzeit
noch unbekannten Ort zurückziehen.