2013-12-11 11:25:35

Ukrainische Kirchen rufen zum Dialog auf


RealAudioMP3 Angesichts einer drohenden Zuspitzung des Konflikts zwischen Regierung und Opposition in der Ukraine ermuntern die Kirchen des Landes beide Seiten zu Gesprächen. „Wir rufen die ukrainische Gesellschaft, Regierung und Opposition zum Dialog und zur gemeinsamen Suche nach einem Ausweg aus der Krise auf“, heißt es in dem am Dienstag veröffentlichten Appell der Vereinigung der Glaubensgemeinschaften. Alle Beteiligten werden ermahnt, sich gegenseitig zu respektieren und keine Gewalt anzuwenden. Die Glaubensgemeinschaften verurteilen zudem „Akte der Gewalt und Brutalität“ gegen friedliche Demonstranten, Journalisten und Polizisten. Die Regierung müsse für eine unabhängige Untersuchung der Vorfälle und die Bestrafung der Täter sorgen. Auch sonst dürften den Bürgern ihre in der Verfassung garantierten Rechte und Freiheiten nicht genommen werden.

Unterschrieben ist der Aufruf vom Kiewer Metropoliten Volodymyr, dem Oberhaupt der zum Moskauer Patriarchat gehörenden ukrainisch-orthodoxen Kirche und derzeitigen Vorsitzenden des „All-Ukrainischen Rates der Kirchen und religiösen Organisationen“. Es ist die erste gemeinsame Stellungnahme der Glaubensgemeinschaften seit Beginn der Straßenproteste in der Ukraine vor knapp drei Wochen. Auslöser der Demonstrationen war die überraschende Absage der Regierung an ein Assoziierungsabkommen mit der EU. Für den Vertrag hatten sich auch die Kirchen ausgesprochen.

Griechisch-katholische Kirche verurteilt Polizeieinsatz gegen Demonstranten
Die griechisch-katholische Kirche der Ukraine kritisierte derweil das Vorgehen der Polizei gegen die Demonstranten auf dem Kiewer Unabhängigkeitsplatz. „Wir verurteilen die Handlungen, die auf eine Einschränkung der Bürgerrechte abzielen, insbesondere der Freiheit des Wortes und der friedlichen Willensäußerung der Bürger der Ukraine“, heißt in einer Erklärung der sechs leitenden Bischöfe von Mittwochmorgen. Zugleich versichern sie den Demonstranten ihre Unterstützung; diese bezeugten die „Würde“ der ganzen Nation.

Sicherheitskräfte hatten in der Nacht zum Mittwoch versucht, die gegen die Regierung protestierenden Menschen vom Unabhängigkeitsplatz zu verdrängen. Sie rissen von Demonstranten errichtete Barrikaden nieder. Tausende Regierungsgegner verharrten jedoch am Mittwochvormittag weiter auf dem Platz. Priester traten auf der Bühne auf. Sie verlasen den gemeinsamen Aufruf der Glaubensgemeinschaften für eine friedliche Lösung der politischen Krise.

Maidan-Platz „noch nicht geräumt“
Ersten Berichten, wonach der Maidan-Platz in Kiew von der Polizei geräumt worden sei, hat indes der Präsident der Caritas in der Ukraine, Andrij Waskowycz, am Mittwochmorgen widersprochen. Der zur Opposition gehörige Waskowycz sagte gegenüber dem Sender „hr-info“: „Es ist noch keine Räumung. Die Polizei hat um ein Uhr begonnen, die Zufahrtsstraßen und die Barrikaden auf den Zufahrtsstraßen zum Maidan zu räumen. Das ist der Polizei nicht gelungen.“

Weiter sagte der Chef des katholischen Hilfswerks, die Fernsehbilder von der versuchten Räumung hätten sogar dazu geführt, dass sich die Zahl der Demonstranten auf dem Platz vervielfacht habe: „Auf dem Unabhängigkeitsplatz waren um ein Uhr nachts etwa 3.000 bis 5.000 Leute. Jetzt, als ich den Platz verließ, waren ungefähr 30.000 Menschen auf dem Platz, und sie halten die Position gegen die vorgerückten Sonderkommandos der Polizei.“

Keine Erklärung hatte Waskowycz in „hr-info“ für den Zeitpunkt der versuchten Räumung: „Kein Mensch versteht, was der Sinn dieser ganzen Aktion ist. Man wundert sich, denn zum einen sind die Demonstranten fest entschlossen weiterzumachen, zum anderen hat der Präsident beim gestrigen runden Tisch durchblicken lassen, dass möglicherweise auf Bedingungen der Demonstranten eingegangen wird.“

(kna/kap/hr-info 11.12.2013 mg)







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