2013-12-10 10:46:30

Abschied von Mandela: „Seine Werte sind heute selbstverständlich“


RealAudioMP3 An diesem Dienstag hat die Welt Abschied von Nelson Mandela genommen: Trotz des Regens strömten Zehntausende von Menschen singend und tanzend in das Stadion von Johannesburg. Sie ehrten den ersten Präsidenten des freien Südafrika, den Überwinder der Apartheid und Friedensnobelpreisträger, der am Wochenende im Alter von 95 Jahren gestorben ist. Um sechs Uhr in der Frühe hatte das Stadion schon seine Tore geöffnet; die Zeremonie, die live in alle Welt übertragen wurde, startete mit einem interreligiösen Gebet. Unter den internationalen Gästen – etwa hundert Staats- und Regierungschefs – waren US-Präsident Barack Obama und Kubas Präsident Raúl Castro, die sich zu einem historischen Händedruck bereitfanden; Papst Franziskus hat als seinen Vertreter Kurienkardinal Peter Appiah Turkson geschickt.

„Überall in den Städten, aber auch in den Dörfern gibt es in diesen Tagen Kundgebungen“, berichtet Raymond Perrier vom Jesuiteninstitut von Johannesburg im Gespräch mit Radio Vatikan.

„Die Menschen reden darüber, welchen Einfluss Mandela auf ihr Leben hatte, denn er hat ja das Leben fast eines jeden Südafrikaners verändert. Auch die, die ihm nie begegnet sind, hatten das Gefühl, er sei ihr Vater. Auch die Weißen denken im Prinzip so. Als Mandela noch in Haft war, hatte er viele Gegner, und auch noch, als er zum Präsidenten gewählt wurde, gab es da eine gewisse Angst bei den Weißen – aber mit seinem Leben und seiner Großzügigkeit ist Mandela doch auch für die Weißen, nicht nur für die Schwarzen, zu einem Helden geworden. Seine Sekretärin war eine Weiße; sie war die Sekretärin des früheren Präsidenten gewesen, und er bat sie, doch einfach im Amt zu bleiben.“

Auch die Katholiken in Südafrika hätten viele Kontakte zu Mandela gehabt und zu ihm aufgeblickt, so Perrier – schließlich habe Mandela ihre Werte verkörpert. Was Mandela an Werten in die Gesellschaft hineingebracht habe, das werde bleiben.

„Ich habe den Tag mit einer Gruppe von 17- und 18-Jährigen verbracht, und alle haben nur von Mandelas Leben und von seinem Tod gesprochen. Es ist doch interessant, dass er für sie schon eine Gestalt der Geschichte ist; sie sind alle nach dem Ende der Apartheid geboren, und die Apartheid ist etwas, worüber sie in der Schule hören wie über den Zweiten Weltkrieg – etwas Vergangenes. Aber diese Werte, für die Mandela stand, die sind ihnen heute selbstverständlich. Zum Beispiel die Menschenwürde: das ist für sie etwas ganz Natürliches.“

Das Stadion, in dem die Trauerfeier für Mandela stattfand, liegt in Soweto, dem früheren Schwarzen-Ghetto, in dem auch Mandela einige Jahre gelebt hat. 1990 war es der Schauplatz einer seiner ersten großen Reden nach der Freilassung aus der Haft. Beigesetzt wird Mandela am kommenden Sonntag in seinem Heimatdorf.


Der Sprecher von Papst Franziskus, Jesuitenpater Federico Lombardi, steuerte an diesem Dienstag noch eine besondere Erinnerung an Mandela bei. Der verstorbene Mailänder Kardinal Carlo Maria Martini – ebenfalls ein Jesuit – sei einmal gefragt worden: Wer war der beeindruckendste Mensch, dem Sie je begegnet sind? Martinis Antwort sei gewesen: „Mandela. Er war der einzige, der auch nicht den Schatten eines Ressentiments zu haben schien. Ein Mann, der vollkommen im Frieden war.“


(rv 10.13.2013 sk)








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