Zentralafrika: Entwaffnung der Rebellen kann Angst nicht mindern
Die Situation in Zentralafrika
normalisiert sich langsam, doch weiterhin sind tausende Flüchtlinge in den Pfarreien.
Das berichtet der Bischof von Bangassou, Juan José Aguirre Muñoz, der die Landeshauptstadt
Bangui seit Beginn der Ausschreitungen am 5. Dezember nicht verlassen kann, dem Nachrichtendienst
Fides. Der Erzbischof von Bangui, Dieudonné Nzapalainga, erklärt im Interview mit
Radio Vatikan, dass alle darauf hoffen, dass wirklich bald wieder Normalität in dem
Land einkehrt: „In ganz Bangui wartet man jetzt darauf, dass die afrikanische
Friedenstruppe und die Franzosen die Sicherheit wiederherstellen. Allerdings gibt
es immer noch Stadtviertel, wo es zu schweren Ausschreitungen kommt, zu Hinrichtungen
oder Plünderungen. Wenn man durch die Straßen geht, sieht man eine tote Stadt um sich
herum: Kaum Verkehr, die Leute bleiben zu Hause. In unserem Diözesanen Zentrum St.
Paul haben zweitausend Menschen Zuflucht gesucht; die gehen nur kurz zu Hause vorbei,
um irgendwas zu holen, und kommen dann gleich wieder hierhin.“ Sie tun dies
aus Angst vor weiterer Gewalt. In den Pfarreien werden angesichts dieser Lage die
Lebensmittel nun langsam knapp. Der Erzbischof von Bangui ruft die Séléka auf, die
Waffen niederzulegen und sich in ihre Kasernen zurückzuziehen, wie es auch der Präsident
fordert. Die Realität sieht jedoch anders aus. Nzapalainga: „Wir sehen die Séléka
immer noch auf den Straßen, sie fahren herum und schießen auch manchmal, darum haben
die Leute weiter Angst. Man muss dieses Land wieder aufbauen – und zwar zusammen mit
ihnen.“ Die französischen Soldaten seien in verschiedenen Stadtvierteln unterwegs,
um den Mitgliedern der Séléka die Waffen abzunehmen, berichtet Bischof Aguirre von
Bangassou. Viele seien bereits entwaffnet, und Präsident Djotodia sei damit einverstanden,
dass die ehemaligen Rebellen in die Kasernen zurückkehren. „Wir hoffen, dass wir eine
friedliche Adventszeit haben und ein friedliches Weihnachtsfest feiern können“, so
Bischof Aguirre. Der Priester Don Mathieu Bondobo aus Zentralafrika studiert derzeit
in Rom. Sein Bruder wurde gerade erst in Zentralafrika ermordet. Auch Bondobo hofft
auf Frieden für sein Land:
„Als Priester und als Mann Gottes will ich allen
vergeben, die gestern meinen Bruder getötet haben. Aber gleichzeitig bete ich darum,
dass sie sich bekehren. Meine Familie und ich sind von tiefem Schmerz erfüllt, aber
die Adventszeit, die wir gerade erleben, lädt uns zur Hoffnung ein.“
Dennoch
ist der Priester sehr besorgt:
„Die Angst besteht darin, dass da jemand
einen interreligiösen Konflikt aufziehen will. Die Probleme sind politischer, nicht
religiöser Natur, wir müssen also durchhalten, um nicht an den Punkt des Religionskriegs
zu kommen.“
Präsident François Bozizé war durch einen Putsch im März diesen
Jahres entmachtet worden. Danach hatte Michel Djotodia, der Anführer der islamischen
Rebellen-Allianz Séléka, die Macht übernommen. Rund 50 Prozent der Bevölkerung in
der zentralafrikanischen Republik sind Christen. (rv/fides 09.12.2013 sta)