Südafrika: Der Erzbischof von Kapstadt über das Vermächtnis Mandelas
Nicht nur in Südafrika
trauern die Menschen um Nelson Mandela. Überall auf der Welt herrscht Dankbarkeit
für das beeindruckende Zeugnis seines Lebens. Denn er war eine Ausnahmegestalt, die
das von Apartheid zerrissene Land versöhnt hat – trotz aller Verbrechen an der Menschlichkeit,
die im Namen einer perversen Rassenlehre geschehen sind. Stephen Brislin ist Erzbischof
von Kapstadt und Präsident der südafrikanischen Bischofskonferenz. Er würdigt im Gespräch
mit Radio Vatikan Mandelas Lebenswerk. Der Freiheitskämpfer habe den Mut gehabt, den
unterdrückten Schwarzen zu sagen‚ dass sie einen Fehler machen, wenn sie die Spirale
der Gewalt weiterdrehen – wohlgemerkt Menschen, deren Angehörige brutal umgebracht
worden waren. Mandela habe die Kraft gefunden zu sagen ‚Ich verstehe euer Leid
und euern Schmerz. Aber wir können nicht mit Gewalt antworten.’
Heute sei
Südafrika ein Land mit starken demokratischen Institutionen, aber es sei notwendig,
so Erzbischof Brislin, die Demokratie zu schützen. Besonders die Korruption und die
Raffgier seien bis heute ein Krebsgeschwür der Gesellschaft. Papst Franziskus habe
Recht, wenn er sage, Korruption sei ein Raub an den Armen. Weltweit sei Korruption
ein Problem, und führe zum Ausschluss der jüngeren Generationen. Daher sei es kein
Wunder, dass viele junge Menschen frustriert seien und der Zorn wachse.
Mandela
hingegen habe sich nicht ohnmächtig damit abgefunden. Er habe einmal gesagt, hätte
Wut sein Leben bestimmt, und hätte er Rache verlangt und es zugelassen, dass Hass
sein Leben bestimmt, dann wäre er wohl immer im Gefängnis geblieben. Nur durch Vergebung
und Versöhnung habe Mandela wahre Freiheit erlangt, so der Erzbischof. Das sei das
Vermächtnis Mandelas. Er sei niemals verbittert gewesen und habe immer die Kraft gefunden,
zu sagen: ‚Lass uns neu anfangen, gleich ob du schwarz oder weiß bist. Versuchen
wir, ein geeinigtes Land zu bauen, damit die Menschen in Frieden miteinander leben
können.’