2013-12-07 12:11:24

Vatikan jubelt über „historischen Durchbruch“ beim Welthandel


RealAudioMP3 Auf der Welt fallen die Handelsschranken: Historischer Durchbruch bei der Welthandelsorganisation WTO. Auf der Insel Bali schlossen die fast 160 stimmberechtigten Nationen, die zur WTO gehören, das erste große Abkommen seit zwanzig Jahren, das den Welthandel liberalisiert, der Landwirtschaft in vielen Teilen der Welt hilft und die Nahrungsmittelsicherheit stärkt. Bis zum letzten Moment war die Einigung unsicher, vor allem weil Kuba an eine Zustimmung Bedingungen knüpfte. Für die WTO ist es – nach langen und zähen Verhandlungen – das erste Abkommen überhaupt seit ihrer Gründung 1995. Für den Vatikan hat Erzbischof Silvano Tomasi, Ständiger Vatikanbeobachter bei der UNO, am Gipfel auf Bali teilgenommen. Er ist zufrieden mit dem Erreichten:

„Zum ersten Mal wurde eine Reihe von Maßnahmen vereinbart, die wirklich die Straße freimachen zur internationalen Solidarität, indem sie die Entwicklung aller Länder fördern! Vor allem wurde ein Dokument über Handelserleichterungen beschlossen, mit dem künftig sehr viel Bürokratie vermieden wird. Es wird dadurch leichter, Waren auf die Reise zu schicken, und der erhebliche wirtschaftliche Nutzen, den das mit sich bringt, wird vieles beitragen zur wirtschaftlichen Erholung und zum Schaffen von Arbeitsplätzen. Ausgesprochen wichtig scheint mir auch das Abkommen über Lebensmittelsicherheit: Da wird der Nahrung, die zum Leben notwendig ist, dem Wasser zum Beispiel, die klare Priorität gegeben. Wir können dieses Abkommen wirklich historisch nennen! Als Delegation des Heiligen Stuhls konnten wir auch durch informelle Kontakte, abseits der offiziellen Erklärung, den Dialog zwischen den Partnern verstärken, denn die hatten wirklich Schwierigkeiten, miteinander zu reden. Und dadurch wurde dann dieser wirklich historische Abschluss möglich gemacht.“

Aber was wird der Papst zu den Nachrichten von der Insel Bali sagen? „Diese Wirtschaft tötet“, schreibt Franziskus in seinem Apostolischen Schreiben Evangelii Gaudium von Ende November – das sind schon jetzt vielzitierte Worte. Wird er eine weitere Liberalisierung im Welthandel nicht mit Unbehagen sehen? Vatikan-Erzbischof Tomasi sieht das nicht so:

„Die ganze Präsenz des Heiligen Stuhls in der multilateralen Welt verdankt sich der kirchlichen Soziallehre, und die sagt: Marktwirtschaft ohne Regeln führt zum Ausschluss von Personen, Gruppen oder manchmal sogar ganzen Ländern. Darum gilt es zweierlei zu tun: Auf nationaler Ebene muss der Staat für das Gemeinwohl aller seiner Bürger sorgen, und parallel muss auf internationaler Ebene dafür gearbeitet werden, dass die Strukturen, die die internationale Gemeinschaft geschaffen hat, die Inklusion aller für das Gemeinwohl fördern. Ein gut organisierter Welthandel mit ethischen Regeln führt zu weniger sozialen Ungleichheiten und ist ein effizientes Mittel, um die Armut zu bekämpfen.“

Natürlich muss die Einigung von Bali jetzt erst noch umgesetzt werden. Trotzdem ist sie schon an sich von höchstem Wert, betont Erzbischof Tomasi.

„Die Einigung hat jetzt schon Frucht gebracht, weil sie die globale Struktur stärkt – nicht nur der Welthandelsorganisation, sondern des Multilateralismus allgemein. Und dieser ist gewissermaßen der Königsweg, der in konkreten Entscheidungen die Solidarität ausdrückt, welche wir Christen predigen. Und dann sind da, zweitens, die Vorteile auf mittlere und längere Sicht, die dieses Abkommen bringt: das Wachsen des Welthandelsvolumens, das Steigen der Erlöse, mit denen sich die Armut bekämpfen lässt. Die Umsetzung wird natürlich ihre Zeit brauchen, aber einige Vorteile greifen sofort. Davon werden sicher die kleinen und mittleren Unternehmen im Agrarbereich profitieren. Der gute Wille, den alle beim Erreichen dieses Kompromisses gezeigt haben, wird in den nächsten vier Jahren dafür sorgen, dass nicht nur diese jetzt getroffenen Absprachen in die Praxis umgesetzt werden, sondern dass auch eine zweite Runde startet, mit der die internationale Zusammenarbeit im wirtschaftlichen Bereich noch weiter gestärkt wird.“

(rv 07.12.2013 sk)








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