2013-12-06 11:05:12

Franziskus und die wahre Reform der Kirche


Um Franziskus und die Reform der Kirche ging es am Freitag im Vatikan. Gemeint war allerdings der heilige Franz von Assisi, nicht der heutige Papst. Vor der Kurienspitze und dem Papst predigte der Kapuzinerpater Raniero Cantalamessa in seiner ersten von insgesamt drei „Adventspredigten“ über den mittelalterlichen Heiligen, und was man noch heute von ihm lernen kann. Franz von Assisi sei, so zitierte er Yves Congar, das klarste Beispiel für eine Reform der Kirche durch Heiligkeit.

„Viele Gruppen hielten der Kirche damals das Ideal der Armut und evangelischen Einfachheit entgegen, machten daraus allerdings eine polemische Waffe und nicht so sehr ein geistliches Ideal, das es in Demut zu leben gelte. So stellten sie auch das Amt in der Kirche, das Priestertum und das Papsttum in Frage. Wir sind daran gewöhnt, den heiligen Franziskus als den Mann der Vorsehung zu sehen, der diesen Volkswunsch nach Erneuerung aufgreift, ihn von seiner polemischen Aufladung befreit und in der Kirche umsetzt. Franziskus also als eine Art Vermittler zwischen den häretischen Rebellen und der institutionellen Kirche... In der Praxis ist das der Versuch, aus Franziskus einen Vorläufer Luthers zu machen – also einen Reformator durch Kritik und nicht durch Heiligkeit.“

Cantalamessa sagte nicht, dass auch die Namenswahl des Papstes – Franziskus – diese Reform-Assoziationen für die Kirche von heute weckt. Stattdessen arbeitete er heraus, dass der heilige Franz von Assisi „nie auch nur den Gedanken gehabt“ habe, ein Reformer der Kirche zu sein.

„Man muss aufpassen, dass man keine falschen Schlüsse aus den berühmten Worten des Kruzifixes in San Damiano zieht: Geh, Franziskus, und bau meine Kirche wieder auf, die, wie du siehst, in Trümmern liegt. Die Quellen selbst versichern uns, dass er diese Worte konkret darauf bezog, das Kirchlein von San Damiano wiederzuerrichten. Es waren erst seine Schüler und Biographen, die diese Worte – nicht zu Unrecht, das muß man sagen – auf die institutionelle Kirche bezogen. Franziskus selbst aber blieb immer bei seiner wörtlichen Interpretation – und baute tatsächlich mehrere kleine Kirchen, die rund um Assisi in Trümmern lagen, wieder auf.“

Auch der berühmte Traum Innozenz III., in dem der „Poverello“ die Lateranbasilika stützte, „sagt kein bisschen mehr aus“, so Pater Cantalamessa. Derselbe Traum werde Innozenz auch mit dem heiligen Dominikus als Protagonist zugeschrieben. Allemal müsse man beachten, dass hier der Papst geträumt habe und nicht Franziskus. Nein, Franziskus, sei „unbewusst“ ein Erneuerer gewesen.

„Franziskus machte zu seiner Zeit das, was auch das Zweite Vatikanische Konzil beabsichtigte mit dem Motto: Die Mauern niederreißen. Die Isolierung der Kirche aufbrechen, sie wieder in Kontakt mit den Menschen bringen...“

(rv 06.12.2013 sk)








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