Neues Leben für eine
alte Kirche im Stadtzentrum Roms: Santi Celso e Giuliano liegt genau am Ausgang der
Engelsbrücke und genau gegenüber dem deutschen Pilgerzentrum. Bisher ist die kleine,
unauffällige Kirche meist verschlossen. Doch bald könnte sie zur spirituellen Tankstelle
für deutsche Pilgergruppen werden. Isabell Gamperling stellt ihnen ein Gotteshaus
mit Potential vor.
„Und diese Kirche zeigt dann, was man oft in Rom erleben
kann und darf, bei Monumenten, bei Gebäuden, bei Kirchen – sie erinnert an die verschiedenen
Phasen der Geschichte.“
Don Antonio Tedesco steht genau in der Mitte des
ovalen Innenraumes, direkt unter der Kuppel von Santi Celso e Giuliano. Er ist der
ehemalige Leiter des deutschen Pilgerzentrums in Rom. Während er erzählt, wird an
der kleinen Orgel rechts vom Eingang noch geprobt.
Mit Musik erscheint die
Kirche auch gleich viel freundlicher. Denn Santi Celso e Giuliano wirkt düster. Durch
die Fenster ganz oben unter der Decke fällt nur wenig Licht. Wann die Geschichte dieses
Gotteshauses begonnen hat, kann Tedesco nicht genau sagen.
„Man sagt so
gegen das Jahr 1000, dazu haben wir Quellen. Aber andere Quellen, deren Wert man kaum
beurteilen kann, sprechen von einer Kirche aus dem 5. Jahrhundert – also gleich nach
dem Konzil von Ephesus.“
Fest steht, dass die Kirche irgendwann zerstört
und im 18. Jahrhundert wieder aufgebaut wurde. Schlicht und einfach. Und das, obwohl
die Fertigstellung noch in die Zeit des Spätbarock fällt. Zwar findet sich auch in
dieser kleinen Kirche reichlich Gold. Wer hoch in die Kuppel blickt, entdeckt etwa
eine weiße Friedenstaube auf goldenem Grund. Doch allzu viele Verzierungen sucht man
vergebens. Meisterwerke finde man hier dennoch, verrät Don Antonio:
„Zum
Beispiel hier die Glorie aus dem 18. Jahrhundert, dann der Auferstandene mit den Heiligen
Celsus und heiliger Julian und so weiter. Oder ein Kruzifix ja, hier, aus dem 15.
Jahrhundert! Eine Kostbarkeit ersten Ranges.“
Wer den Blick schweifen lässt,
wird aber an etwas anderem hängen bleiben. Nämlich einem tiefem Blau und Türkis auf
der linken Seite der Kirche: die Umrahmung eines Bildes. Don Antonio Tedesco geht
zur Gebetsbank direkt vor dem Gemälde:
„Madonna delle Grazie – das ist eine
Kopie eines antiken Marienbildes. Maria von den Gnaden – vor diesem Marienbild kniete
oft jemand im Gebet aus Toskanien, der wichtiger Römer geworden war: der Freund der
Armen und der Jugend, Filippo Neri, der große, lustige Freund aller.“
Das
klingt interessant, aber so ein richtiges Highlight scheint der Kirche einfach zu
fehlen. Oder gibt es da vielleicht noch etwas? Tatsächlich kommt Don Antonio auf eine
Besonderheit zu sprechen, die nur wenigen Kirchen zuteil wird: Hier wurde 1876 ein
späterer Papst getauft. Roms vorerst letzter römischer Papst – aus adliger Familie
stammte er. Don Antonio:
„Hier wurde Eugenio Pacelli getauft. Der Taufstein
war da. Da steht auch eine Tafel, da steht geschrieben ,Pacelli‘ und wann er hier
getauft worden ist. Die Familie Pacelli hat nicht so weit von hier gewohnt.“
Wirklich
schade, dass Santi Celso e Giuliano so unbekannt ist. Aber das soll sich nun ändern.
Die Kirche soll den Pilgern offen stehen: zum Gebet, mit Gottesdiensten und mit Musik.
Damit hier endlich wieder Leben einkehrt.