Papst Franziskus hat
die jungen Christen aufgerufen, die Globalisierung mutig mitzugestalten. Am Samstagabend
im Petersdom richtete er in zum Teil freier Rede bei seiner Predigt vor mehreren tausend
Studenten und Professoren der römischen Universitäten einen eindringlichen Appell
an seine Zuhörer:
„Bitte: Schaut Euch das Leben nicht vom Balkon aus an!
Mischt Euch ein – dort wo die Herausforderungen sind, wo Ihr um Hilfe gebeten werdet
um das Leben voran zu bringen, die Entwicklung, den Kampf für die Würde der Menschen
und den Kampf gegen die Armut, den Kampf für die Werte und all die anderen Herausforderungen
die uns jeden Tag begegnen.“
Die verschiedenen Herausforderungen, die es
heute gebe müssten mit „innerer Kraft“ und „evangelischem Mut“ angegangen
werden, so Franziskus. Oft litten die Studenten heute unter einem widrigen und eintönigen
Alltag. Aber, so der Papst: „Wer die Herausforderungen nicht annimmt, lebt nicht.“.
Die Studenten sollten mit langem Atem Projekte entwickeln, die über die gewöhnlichen
Lösungsansätze hinausreichten und sich ihre jugendliche Begeisterung nicht rauben
lassen. Die Globalisierung laufe heute vor allem als Vereinheitlichung ab, kritisierte
der Papst. Dies sei nicht im Sinne Gottes, dessen Ausdruck die Vielfalt sei:
„In
dem wir die Einheit verteidigen, verteidigen wir auch die Unterschiede. Denn sonst
wäre diese Einheit nicht menschlich. Das Denken schließlich ist dann fruchtbar, wenn
es der Ausdruck eines offenen Geistes ist, der unterscheidet, immer erleuchtet von
der Wahrheit, dem Guten und dem Schönen. Wenn Ihr Euch nicht von den dominierenden
Ideen bestimmen lasst, sondern treu den ethischen und religiösen christlichen Grundlagen
bleibt, dann findet Ihr auch den Mut, gegen den Strom zu schwimmen.“
Durch
die Taufe trage jeder den Heiligen Geist in sich, so Franziskus weiter. Was Gott damit
in den Menschen begonnen habe, führe er auch zu Ende, weil er sich und seinen Geschöpfen
treu sei. „Das gibt uns Sicherheit und große Zuversicht: eine Zuversicht, die sich
auf Gott stützt und von uns aktive und mutige Mitarbeit verlangt“, sagte Franziskus.
Der eigene Wille und die eigenen Fähigkeiten vereint mit dem Heiligen Geist ermöglichten
es dem Menschen, dass er nicht Zuschauer, sondern Gestalter des heutigen Geschehens
sei. Franziskus warnte dabei vor einem „Geist der Weltlichkeit“.
Es ist gute
Tradition, dass der Papst am Abend vor dem ersten Advent und damit dem Beginn des
neuen Kirchenjahres eine Vesper mit den römischen Studierenden feiert. Am Ende des
Gottesdienstes übergab eine Abordnung brasilianischer und italienischer Studenten
die Ikone Maria Sedes Sapientiae (Maria Sitz der Weisheit) an eine Delegation französischer
Studierender. Die jungen Brasilianer hatten das Madonnenbild im zurückliegenden „Jahr
des Glaubens“ verwahrt. Nun geht es auf eine Reise durch alle Universitätskirchen
Frankreichs. Papst Johannes Paul II. hatte die Ikone im Jahr 2000 symbolisch den Studierenden
der Welt übergeben.