Weltkirchenerat aus katholischer Sicht: „Sogar die Freiheit zur Provokation“
Mit vielen guten Eindrücken
kehrt Dublins Erzbischof Diarmuid Martin aus Südkorea zurück. Der irische Erzbischof
hat in der Stadt Busan als katholischer Beobachter die Arbeiten der Vollversammlung
des Weltkirchenrates beobachtet. Er war bisher auch einer der Leiter einer gemeinsamen
Arbeitsgruppe von Weltkirchenrat und katholischer Kirche, die dem Rat nicht angehört.
„Eine solche Vollversammlung zu erleben, ist menschlich wie spirituell
etwas ziemlich Bemerkenswertes. Es gibt weltweit wenige andere christliche Versammlungen,
die dieser hier gleichen. Was für eine Vielfalt man hier erlebt! Da wird einem klar,
dass christliche Einheit nicht in einer Uniformität enden muss, sondern dass sie Respekt
haben sollte vor dieser Verschiedenheit und auch vor der unterschiedlichen liturgischen
Praxis im Leben der Kirche.“
Fast 350 christliche Kirchen bzw. Gruppierungen
gehören dem Weltkirchenrat an, dessen Hauptsitz in Genf ist. Er vertritt also mehr
als 500 Millionen nicht-katholische Christen. An der Spitze des Zentralausschusses
steht, das ist eine der Neuerungen von Busan, erstmals eine Frau, die Kenianerin Agnes
Abuom.
„Es gibt eine gewisse Vielfalt in der Vollversammlung, und das hat
viel damit zu tun, dass da auch eine ganze Reihe junger Leute dabei sind. Ich frage
mich schon, ob es nicht auch bei unserer katholischen Bischofssynode einen Weg gibt,
um etwas mehr Vielfalt, auch etwas von der Freude junger Leute mit hineinzubringen
– manchmal auch die Freiheit zur Provokation. Ich finde, auch das ist wichtig!“