2013-11-09 13:49:31

Verjüngungskur für vatikanische Lateinzeitschrift


RealAudioMP3 Der Vatikan gönnt der von ihm herausgegebenen Latein-Zeitschrift „Latinitas“ eine Verjüngungskur. Das ehrwürdige Blatt wird in Zukunft nicht mehr durchweg auf Latein erscheinen, sondern auch vereinzelt Texten in modernen Sprachen Platz einräumen. Der Relaunch für „Latinitas“ trägt dem wachsenden Interesse an Latein Rechnung, sagte Kurienkardinal Gianfranco Ravasi, der Präsident des Päpstlichen Kulturrates, bei der Vorstellung der ersten neuen Nummer. Um ein Denkmal für eine tote Sprache geht es nicht: vielmehr möchte die Zeitschrift die Modernität des lateinischen Erbes hervorheben, sagte Ravasi und zitierte den italienischen Philosophen Antonio Gramsci:

„Man lernt nicht Latein oder Griechisch, um die Sprachen zu sprechen, um Kellner, Dolmetscher oder Handelskorrespondent zu werden: man lernt sie, um direkt die Zivilisation zweier Völker kennen zu lernen, mithin die Vergangenheit, die freilich die notwendige Voraussetzung der modernen Zivilisation ist; das heißt, man lernt die alten Sprachen, um sich selbst zu kennen.“

„Latinitas“ erscheint seit 1953 und richtet sich damals wie heute in erster Linie an Professoren und Lehrer. In Zukunft kommt das Blatt nicht mehr viermal, sondern nur noch zweimal im Jahr heraus. Die inhaltliche und grafische Neuaufmachung der vatikanischen Zeitschrift ist das erste Großunterfangen der Päpstlichen Akademie für Latein, die Benedikt XVI. vor einem Jahr ins Leben rief. Die erste neue Ausgabe, die nun im Vatikan vorgestellt wurde, trägt unter anderem eine Widmung an Papst Franziskus und eine Erinnerung an Papst Benedikt. Dieser hatte am 11. Februar 2013 auf Latein vor seinen Kardinälen seinen Amtsverzicht erklärt. Kardinal Ravasi war dabei - und erzählt eine Anekdote:

„Benedikt las linear und auch sehr leise seinen Text auf Latein vor. Die meisten Kardinäle waren stumm vor Überraschung. Neben mir saß ein anderer Kardinal, dessen Namen ich Ihnen nicht verrate, der mich am Ende fragte: Hören Sie, was hat der Papst eigentlich gesagt? Ich sagte, Nun, er hat gesagt, er tritt zurück. Und er: Nein, das haben Sie nicht richtig verstanden!"

Ein Komitee von acht Latein-Gelehrten arbeitet an der Zeitschrift. Die Redaktion liegt in den Händen von vier lateinkundigen Journalisten und zwei Revisoren.

(rv 09.11.2013 gs)









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