2013-11-06 11:10:51

„Johannes Paul II. wollte weg von der Institution, hin zur Kirche der Gemeinschaft“


RealAudioMP3 Im Vatikan wurde das neue Buch des ehemaligen Papstsekretärs und jetzigen Krakauer Erzbischofs, Kardinal Stanislaw Dziwisz, vorgestellt. „Ich habe mit einem Heiligen gelebt“, so lautet der Titel des Werkes, das jetzt auf Italienisch erschienen ist. Darin geht Dziwisz auf das Alltagsleben und die Gedanken des bald heiliggesprochenen Papstes aus Polen ein. Das Buch ist ein Gespräch des italienischen Vatikanisten Gianfranco Svidercoschi mit Kardinal Dziwisz. Der italienische Journalist sagte bei Buchvorstellung gegenüber Radio Vatikan:

„Johannes Paul II. hat den Laien jenen Platz eingeräumt, den er bereits als Erzbischof von Krakau für wichtig hielt: Die Laien sind die neuen Protagonisten der Kirche, denn er wusste, dass sich die Kirche ändern werde und neue Protagonisten benötigte.“

Dazu zähle auch den Einsatz des polnischen Papstes für die Jugend, so Svidercoschi. Ein Beispiel hierfür seien die Weltjugendtage.

„Aber vor allem hat Johannes Paul II. die Rolle der Frau in der Kirche und Gesellschaft hervorgehoben. Er hat dem weiblichen Genie eine neue Definition verpasst, die tausendmal besser ist als jene des neuen Feminismus. Denn nur Johannes Paul II. hat sich für die Würde und Schutz der Frau, der Ehe und des Lebens eingesetzt… Also insgesamt würde ich sagen, dass Johannes Paul II. vor allem eines wollte: den Akzent weg von einer institutionellen Kirche hin zu einer Kirche der Gemeinschaft setzen.“

Der frühere Privatsekretär von Johannes Paul II. geht in dem Interviewband auch auf das Verhältnis des polnischen Papstes zum Ordensgründer der Legionäre Christi ein. Dziwisz bezeichnet es als Fehler, dass sich der Papst 2004 mit dem später als Pädophilen entlarvten Ordensgründer Marcial Maciel Degollado traf. „Der Heilige Vater hätte diesen Menschen nicht empfangen sollen“, sagt er in dem an diesem Mittwoch erscheinenden Band. Das Treffen sei nur ein Beispiel für schwere Kommunikationsmängel in der römischen Kurie. Als Johannes Paul Maciel traf, habe er von den Vorwürfen gegen den Ordensgründer "nichts gewusst", so Dziwisz.

Der Gründer der "Legionäre Christi" war nach anhaltenden Verdächtigungen in eine kircheninterne Untersuchung geraten. 2006 erlegte der Vatikan ihm ein zurückgezogenes Leben in Gebet und Buße auf. Heute gilt als erwiesen, dass Maciel minderjährige Seminaristen sexuell missbrauchte und mit zwei Frauen drei Kinder zeugte. Sein Orden hat sich von ihm distanziert.

(rv/kna 06.11.2013 mg)







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