Südkorea: Anglikanerprimas gegen „Suppen-Christentum“
Der Ökumenische Rat
der Kirchen, bei der über 300 christliche Kirchen Mitglied sind, riskiert zu einer
„Vereinigung der Trennung statt Einheit“ zu verkommen. Auf diese Gefahr macht das
geistliche Oberhaupt der anglikanischen Kirche, der Erzbischof von Canterbury, aufmerksam.
Justin Welby sagte im Gespräch mit Radio Vatikan, dass die Einheit der Christen nur
vom Heiligen Geist kommen könne. Ihm sei bewusst, dass sich die Elemente der Trennung
in den vergangenen Jahren sogar verstärkt hätten, obwohl die ökumenischen Gespräche
auf allen Ebenen zugenommen hätten. Welby nimmt als Vertreter der anglikanischen Kirche
an der Vollversammlung des Ökumenischen Rates (ÖRK) im südkoreanischen Busan teil.
Bis zum kommenden Freitag besprechen die Teilnehmer, welche Schwerpunkte sie in ihren
ökumenischen Gesprächen der kommenden drei Jahre setzen wollen. Die katholische Kirche
ist nicht Mitglied in dem Rat, hat aber seit Jahren Vertreter beim ÖRK-Sitz in Genf
sowie Papstgesandte bei den ÖRK-Vollversammlungen. Anglikanerprimas Welby:
„Die
größte Gefahr sehe ich darin, dass wir zu einem ,Suppen-Christentum´ verkommen, in
der zwar alles gut schmeckt aber gleichzeitig vermischt ist. Es geht doch darum, dass
wir lernen, weshalb wir uns gegenseitig lieben sollten, auch durch unsere Unterschiede.
Wichtig ist doch vielmehr, dass wir immer den wahren Herrn in den Mittelpunkt rücken:
Jesus Christus. Wir sind alle seine Jünger.“
Bei den ökumenischen Diskussionen
ging es meist nicht um Meinungsverschiedenheiten zu Lehren oder Dogmen, so Welby weiter.
„Wir
leben in verschiedenen Gemeinschaften der Kirche auf der Welt und je weiter wir gehen,
desto stärker werden die Wurzeln dieser Gemeinschaften. Einige dieser Wurzeln sind
ja hunderte von Jahre alt. Doch das hilft nicht unbedingt, der Sache Christi zu dienen.
Es gibt sicherlich unterschiedliche Meinungen zu wichtigen theologischen Fragen. Dazu
gibt es ja auch Gesprächskommissionen. Wir müssen uns aber auch bewusst sein, dass
wir auch bereit sein müssen, Opfer für die Einheit der Christen einzugehen.“
Papst
Franziskus sei in dieser Hinsicht ein Vorbild, so das Oberhaupt der anglikanischen
Kirche.
„Gott hat den Katholiken und uns allen einen großartigen Papst geschenkt:
er ist ein großartiger Papst der Überraschungen. Ich glaube, dass viele Menschen durch
ihn neue Hoffnung haben und dank ihm zuversichtlich sind. Ich bin es auf jeden Fall.
Er ist eine wunderbare Person. Es wird sicher eine oder sogar zwei Überraschungen
demnächst geben, die wir gemeinsam verkünden können. Aber ich darf im Augenblick nichts
dazu sagen!“