2013-10-24 14:03:18

„Nobelpreis der Theologie“ an Regensburger Laientheologen


RealAudioMP3 Zwei Theologen, einem deutschen und einem britischen, verleiht Papst Franziskus am Samstag den diesjährigen Ratzinger-Preis, der auch als „Nobelpreis der Theologie“ gilt. Die beiden Geehrten sind der Regensburger Laientheologe Christian Schaller sowie der Anglikaner Richard A. Burridge, übrigens der erste Nichtkatholik, der den seit 2011 vergebenen Preis erhält. Christian Schaller war theologischer Referent des damaligen Bischofs von Regensburg Gerhard Ludwig Müller und wirkt derzeit als Stellvertretender Direktor des Instituts Benedikt XVI. in Regensburg, das die Gesammelten Werke Joseph Ratzingers herausgibt. Wir haben mit ihm gesprochen.

„Es ist zunächst natürlich eine große Ehre und Freude, zugleich für mich persönlich, aber der Preis ist auch eine Wertschätzung der Arbeit des Instituts, das sich als ein Zentrum der Ratzingerforschung in Regensburg ja intensiv die Diskussion der Theologie des emeritierten Papstes einsetzt. Es werden 16 Bände in einer Gesamtausgabe herausgeben und dadurch auch das weitverstreute Werk aus 60 Jahren wissenschaftlicher Arbeit einer inneren Systematik erschlossen. Schön ist es auch, dass mit dem Preis auch das Werk Joseph Ratzingers selbst in den Mittelpunkt rückt.“

Worin liegt die absolute, die Zeit überdauernde Qualität der Theologie Joseph Ratzingers?

„Die Theologie Ratzingers ist meiner Meinung nach etwas Poetisches. Sie schöpft einerseits aus der Heiligen Schrift, nährt sich aber auch aus der Theologie der Väter. Sie wirkt in einer Sprache, die alle verstehen können, in die Welt hinein zu den Menschen. Ich denke auch, dass man seiner Theologie auch den persönlichen Glauben und das Gottvertrauen anmerkt. Nie nur Wissenschaft, sondern immer auch geistlich-geistige Auferbauung, die den Menschen mitnimmt ins Zentrum des Glaubens. Es ist eine authentische Theologie, weil sie erklärt, erzählt, und auch begeistern kann. Kanzel und Katheder sind bei ihm nicht zu trennen, weil er bei den grundsätzlichen Fragen ansetzt, fundamental denkt und immer an die ihm anvertrauten Menschen denkt.“

In Deutschland betriebene Theologie wird in der Weltkirche einerseits gerühmt wegen ihrer Solidität, ihrer Tiefe und ihrer Breite, andererseits steht sie manchmal latent im Verdacht, nicht ausreichend „katholisch" zu sein. Teilen Sie beide Urteile?

„Die Theologie in Deutschland ist natürlich stark akademisch-universitär ausgerichtet und um wissenschaftliche Genauigkeit bemüht. Aber das ist ein Merkmal, das sicher nicht nur auf die deutsche Theologie anwendbar ist. Richtig ist natürlich, dass es oftmals sehr kirchen- und romkritische Ansätze gibt, die meiner Meinung nach weniger vom wissenschaftlichen Eifer als vielmehr von ideologischen Vorgaben geleitet sind. Hier würde ich aber ebenfalls die pauschale Einordnung vermeiden, denn es ist nicht DIE Theologie, sondern es sind Personen, die handeln, und die dafür auch verantwortlich sind.“

Inwiefern ist es bezeichnend, dass Sie - als Laie - den Ratzinger-Preis erhalten?

„Der Fondazione, die den Ratzingerpreis verleiht, geht es um wissenschaftliche Kriterien: Wer hat über Ratzinger gearbeitet, wer hat sich um die Verbreitung seiner Theologie bemüht, oder wer arbeitet im Geiste Ratzingers. Da spielt es keine Rolle, ob man Laie ist oder dem Klerus angehört. Wie diese Kriterien greifen, zeigt sich ja auch darin, dass ein anglikanischer Theologe in diesem Jahr den Preis ebenfalls erhält. Es muss also eine inhaltliche Nähe oder eine besondere Arbeit zu Joseph Ratzinger vorliegen.“

Sie kennen den emeritierten Papst Benedikt schon lange und haben mit ihm zusammengearbeitet. Werden Sie ihn in Rom treffen?

„Die Begegnungen waren immer sehr beeindruckend, ob man ihn als Prediger erleben durfte oder auch im persönlichen Gespräch. Man ging immer fasziniert und bereichert nach Hause. Mit der Edition haben sich die Berührungspunkte etwas vermehrt, weil die einzelnen Bände vor Drucklegung ja mit ihm besprochen werden. Wir stehen auch mit Erzbischof Müller in engem Kontakt, als Herausgeber und Präfekt der Glaubenskongregation, da gab es viele Berührungspunkte. Ob ich Papst Benedikt in Rom treffen werde, kann ich noch nicht sagen.“

Überreichen wird Ihnen den Ratzinger-Preis nicht Joseph Ratzinger / Papst Benedikt, wie das seit der ersten Verleihung 2011 der Fall war, sondern sein Nachfolger Franziskus. Welche Impulse kann ein Papst wie Franziskus, der eingestandenermaßen ein Papst der Seelsorge ist, der Theologie heute geben?

„Auch Papst Franziskus ist ein Theologe. Seine Worte kommen nicht von irgendwo her, sie sind auch das Ergebnis langjähriger Forschung und Erfahrung. Beschäftigung mit der Heiligen Schrift und unterschiedlichen theologischen Ansätzen. es wird eine Betrachtungsweise hinzukommen, die wir Europäer vielleicht noch nicht so gut kennen: eine mehr von der Katechese her kommende Theologie, die mit Beispielen aus dem Alltag arbeitet, Glauben erfahrbar zu machen. Theologie aus dem fernen Kontinent Südamerika hat andere Schwerpunkte, eigene Theologie und Kirchengeschichte, die mit unserer nur wenig zu vergleichen ist. insofern ist die Theologie von Franziskus spannend und wird uns viel Neues schenken.“

(rv 24.10.2013 gs)








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