Zentralafrikanische Republik: Seleka greift Christen an
Die Zentralafrikanische
Republik droht auseinanderzubrechen. Die Rebellengruppe Seleka, die seit März de facto
das Land regiert, ist intern zerstritten. Darunter leiden vor allem auch die christlichen
Einrichtungen. Missionare werden verfolgt, da sie als „Verbündete des Feindes“ gelten.
Im Nordwesten des rund fünf Millionen Einwohner zählenden Landes sind mehrere zigtausend
Menschen auf der Flucht. Der Karmeliterpater Anastasio Roggero ist seit 1975 in dem
afrikanischen Land tätig, auch wenn er seit einigen Jahren Rektor der Wallfahrtskirche
des Prager Jesuskindes ist. Ein Mitbruder in der zentralafrikanischen Stadt Bangui
wurde regelrecht zusammengeschlagen und ist mittlerweile aus Sicherheitsgründen untergetaucht.
P. Anastasio hatte mit ihm aber vor kurzem Kontakt:
„Er erzählte mir, dass
zwei Jungen am Wochenende gefoltert wurden. Es kommt vermehrt zu Kämpfen zwischen
der Bevölkerung und der Seleka. Die Menschen dort können nicht mehr, sie haben genug
von der Gewalt und den Plünderungen der Seleka! Die Gewalt gegen Christen nimmt zu,
weil die Seleka schon immer die muslimische Bevölkerung unterstützt hat.“
Flüchtlinge
hätten „wenig bis gar keinen Zugang zu Unterkünften, sauberem Wasser, Nahrung oder
Sanitäreinrichtungen“, berichtet auch die Hilfsorganisation „Ärzte ohne Grenzen“.
Bei den Spannungen trügen Muslime und Christen jedoch gleichermaßen Verantwortung,
sagt P. Anastasio, der in Bangui vor mehr als dreißig Jahren ein Zentrum gegründet
hat.
„Wir brauchen Vernunft und Klarsicht, um das Gespenst der interreligiösen
Spannungen fernzuhalten. Wir brauchen aber auch Kraft und Mittel angesichts einer
erschüttenden Menge an Vertriebenen, denen wir helfen müssen. Wir brauchen die Mittel,
um uns für Bildung und Erziehung einzusetzen.“
Vor der UNO in New York
bezeichnete der französische Außenminister Laurent Fabius die Zentralafrikanische
Republik als „ein staatsloses Gebiet“, in dem sich „Afrikas gefürchtetste Milizen“
tummelten. Seit ihrer Unabhängigkeit von Frankreich vor 53 Jahren wird die Zentralafrikanische
Republik von politischen Unruhen heimgesucht.