Papst: „Katholiken und Lutheraner müssen gemeinsam um Vergebung bitten“
Papst Franziskus hat
Katholiken und Lutheraner zu einer ehrlichen Aufarbeitung der Reformationszeit und
ihrer Konsequenzen aufgerufen. Beide Seiten müssten „Vergebung für das Schlechte erbitten,
das sie sich gegenseitig zugefügt haben, und für die Schuld, die sie vor Gott begangen
haben“, sagte er am Montag bei einer Audienz für eine Delegation des Lutherischen
Weltbunds im Vatikan.
Der Dialog zwischen Katholiken und Lutheraner habe enorme
Fortschritte gemacht. Insbesondere seien Erfolge in der „spirituellen Ökumene“ ersichtlich,
unterstrich Papst Franziskus. Eine 14-köpfige Delegation unter der Begleitung des
vatikanischen Ökumene-Verantwortlichen Kardinal Kurt Koch war beim Papst zu Besuch.
Neben Vertreter des Lutherischen Weltbundes waren auch Mitglieder der katholisch-lutherischen
Gesprächskommission anwesend. Ihnen legte der Papst ans Herz:
„Die spirituelle
Ökumene ist in gewisser Weise der Kern unseres gemeinsamen Weges, damit wir die volle
Einheit erreichen können. Dadurch können wir schon von einigen Früchte vorkosten,
die uns auf diese Einheit verweisen, auch wenn sie noch nicht perfekt sind. Wenn wir
uns mit bescheidenem Geist unserem Herrn annähern, können wir sicher sein, dass wir
auch uns gegenseitig annähern werden und wenn wir den Herrn dazu um Hilfe bitten,
dann können wir ebenfalls sicher sein, dass er uns zur Einheit führen wird.“
Franziskus
erinnerte daran, dass in diesem Jahr das 50-Jahr-Jubiläum der theologischen Gespräche
zwischen Katholiken und Lutheranern gefeiert wird. Auch verwies der Papst auf das
in vier Jahre stattfindende Reformationsgedenken.
„Mir scheint, die Bemühung
des Dialoges für alle Seiten wichtig zu sein. Dies muss auf die historischen Fakten
der Reformation sowie auf dessen Konsequenzen und auf jene Antworten Fuß fassen, die
damals gegeben wurden. Katholiken und Lutheraner können gemeinsam um Vergebung bitten
für all die Leiden, die zugefügt wurden und für all die Fehler, die vor Gott gemacht
wurden. Gemeinsam können wir aber auch uns darüber freuen, dass wir wieder den Wunsch
haben, eine Einheit zu erreichen. Ein Wunsch, den der Herr in unseren Herzen wieder
aufflammen lässt und der uns mit Zuversicht in die Zukunft blicken lässt.“
Die
größten Schwierigkeiten, so Franziskus weiter, gebe es derzeit vor allem bei anthropologischen
und ethischen Fragen. Man dürfe keine Angst haben, diese Fragen anzugehen, fügte der
Papst an. Er erinnerte an das gemeinsame Dokument, das vor wenigen Monaten erschienen
ist, mit dem Titel „Vom Konflikt zur Kommunion – Die lutherisch-katholische Interpretation
der Reformation im 2017“. Darin werden die Gespräche zwischen den beiden Kirchen angesprochen.