Katharinenkloster im Sinai für Touristen geschlossen
Es ist eines der ältesten
und berühmtesten Klöster der Welt: das Katharinenkloster im Sinai, zu Füßen des Mosesberges.
Im fünften Jahrhundert ist es auf Anordnung von Kaiser Justinian hin gebaut worden,
Heerscharen von Pilgern und Touristen haben es besucht, zerstört wurde es nie. Aber
seit dem 6. September ist das griechisch-orthodoxe Kloster für die Öffentlichkeit
geschlossen, auf Antrag der ägyptischen Behörden. Der Ägyptologe Ivan Koenig erklärt:
„Schon seit dem vierten Jahrhundert, also noch vor dem Bau des Klosters, gab es
hier Asketen und Eremiten, und das Kloster mit seiner hohen Mauer wurde gebaut, weil
es die Gefahr von Nomaden-Überfällen gab. Alle Heilig-Land-Pilger, die im Lauf der
Jahrhunderte nach Jerusalem kamen, haben versucht, auch das Katharinenkloster zu besuchen.“
Das
liegt daran, dass im Kloster an die Episode des brennenden Dornbuschs erinnert wird,
aus dem sich Gott dem Mose offenbarte. Viele sehen den „Djebel Musa“, den Mosesberg,
an dem das Kloster liegt, als den Sinai-Berg, auf dem Mose nach Angaben des Buches
Exodus die Zehn Gebote von Gott empfing. Die Schließung hat mit der rapiden Verschlechterung
der Sicherheitslage auf der Halbinsel Sinai zu tun: Seit der Absetzung des ägyptischen
Präsidenten Mohamed Mursi vom Juli kommt es hier immer wieder zu Kämpfen zwischen
der Armee und Muslimbrüdern. Darum bleiben die Touristen weg.
„Man muss
aber sehen, dass die Zahl der Touristen bis vor kurzem sehr hoch war – die ganze Region
lebte davon. Die Schließung von St. Katharina du das Ausbleiben der Touristen ist
eine Katastrophe, denn die Bevölkerung war auf sie angewiesen.“
Die meisten
der Beduinen in der Region sind Muslime – aber sie hängen sehr am Katharinenkloster.
Im Innern der Anlage gibt es sogar eine Moschee für sie; Mose gilt auch dem Islam
als Prophet. Die Schließung aus Sicherheitsgründen scheint den meisten Beduinen übertrieben,
dem Ägyptologen Ivan Koenig aber nicht. „Die Gefahr ist absolut real, denn die
ganze Region ist momentan im Aufruhr. Weil der Gazastreifen und Israel in der Nähe
liegen, gibt es derzeit auf dem Sinai so manchen problematischen „Verkehr“, etwa den
von Waffen oder von Drogen. Die Region ist immer gefährlicher geworden, die Sicherheit
immer schwerer zu gewährleisten. Die Islamisten haben sich den Sinai außerdem zu einer
Art Rückzugsraum ausgebaut, von wo aus sie Kommando-Unternehmen gegen Armee und Polizei
durchführen können. Also, mir scheint die Schließung des Katharinenklosters durchaus
gerechtfertigt.“
Die Homepage des Katharinenklosters rühmt sich, dass Kaiserin
Helena, der Religionsgründer Mohammed und Napoleon es im Lauf der Jahrtausende besucht
haben. Derzeit müssen Gäste jedoch draußen bleiben; ein Datum für eine Wieder-Öffnung
nennt die Homepage nicht.