Welternährungstag 16. Oktober: Hungerbrennpunkte Südasien und Subsahara-Länder
Eine Welt ohne Hunger
– Utopie oder ein erreichbares Ziel? Das erste der insgesamt acht globalen Millenniums-Entwicklungsziele
will extreme Armut und Hunger bis zum Jahr 2015 beseitigen. Ein Teilziel dabei benennt
konkret, dass der Anteil der Menschen, die unter Hunger leiden, um die Hälfte gesenkt
werden soll. Eine realistische Aussicht? Auf diese Frage antwortet Annette Funke,
Fachreferentin für Ernährung im Kindermissionswerk „Die Sternsinger“:
„Der
Anteil der unterernährten Menschen weltweit ist in den letzten 21 Jahren gesunken,
so dass das Teilziel der Hungerbekämpfung global fast erreicht werden kann. Weltweit
hungern aber weiterhin 870 Millionen Menschen, die meisten von ihnen leben in Entwicklungsländern.
Rund zwei Milliarden Menschen gelten als mangelernährt, das heißt, sie sind nicht
ausreichend mit lebenswichtigen Nährstoffen versorgt.“
Vor allem Kinder
leiden besonders unter den Folgen von Mangel- und Unterernährung, so Funke.
„Untergewichtigkeit
von Kindern unter fünf Jahren konnte im gleichen Zeitraum zwar reduziert werden, das
reicht voraussichtlich aber nicht aus, um das Ziel der Halbierung zu erreichen. 16
Prozent, also 101 Millionen der Kinder unter fünf Jahren sind untergewichtig; 26 Prozent
der Kinder unter fünf Jahren sind aufgrund von chronischer Unterernährung zu klein
für ihr Alter. Dies hat langfristige Folgen für die Entwicklung eines Kindes, zum
Beispiel die Beeinträchtigung kognitiver Fähigkeiten und schulischer Leistungen… Aktuelle
Studien zeigen, dass auch Übergewicht bei Kindern weltweit rasant zunimmt und Ernährungsinterventionen
erfordert.“
Die regionalen Unterschiede in punkto Hunger seien groß, so
Funke. Während sich die Lage in einigen Region verbessert habe, sei sie in anderen
fatal.
„Während Lateinamerika, Ost-, Südost- und Zentralasien große Fortschritte
in der Hungerbekämpfung erzielt haben, liegen Südasien und Subsahara-Afrika weit hinter
den Zielvorgaben zurück. Konfliktregionen und sogenannte schwache Staaten, wo Staat
und Sozialsysteme kaum funktionieren, sind besonders betroffen. Auch innerhalb von
Gesellschaften bestehen große Unterschiede zwischen arm und reich, Stadt und Land.
Armut geht meist mit einem quantitativen und qualitativen Mangel an Nahrung einher,
dieser beeinträchtigt die individuelle Entwicklung und verstärkt wiederum Armut und
Hunger. Ein Teufelskreis.“
Unter- und Mangelernährung sei in erster Linie
kein Problem der Nahrungsmittelproduktion, hält Funke fest. Hunger sei vielmehr eine
Folge von Armut, ungleicher Verteilung, mangelndem Zugang zu Ressourcen wie Wasser
und Land, geringer Vielfalt von Nahrungsmitteln, schlechter Hygiene und unzureichender
Gesundheitsversorgung:
„Deshalb fordert das Menschenrecht auf Nahrung,
diese Rahmenbedingungen zu verbessern und es Menschen so zu ermöglichen, sich selbst
zu ernähren. In der UN-Kinderrechtskonvention von 1989 ist das Recht auf angemessene
Ernährung fest verankert. Es werden eine adäquate kindliche Ernährung und Fürsorge
gefordert. Dazu gehören kindgerechte Ernährungspraktiken, zum Beispiel mehrere Mahlzeiten
pro Tag und lebenswichtige Nährstoffe. Das Spektrum umfasst auch geeignete Hygienemaßnahmen
und die Behandlung und Prävention von Mangelernährung.“
Der diesjährige
Welternährungstag steht unter dem Schwerpunkt „Nachhaltige Ernährung durch naturverträgliche
Landwirtschaft“ – laut Funke ist dies „ein guter Ansatz“:
„Um unsere Ernährung
langfristig sichern zu können, müssen wir die Natur bewahren, damit sie uns weiterhin
ihre Ressourcen zur Verfügung stellt und wir gesunde Nahrungsmittel erzeugen können.
Naturverträgliche Landwirtschaft nimmt Rücksicht auf die Ökosysteme, fördert Artenvielfalt,
geht sorgsam mit Wasserressourcen um, stärkt natürliche Kreisläufe und erhält die
Bodenfruchtbarkeit. Für Kleinbauern ist diese Anbauweise besonders attraktiv. Sie
sind auf die Fruchtbarkeit ihres Ackers angewiesen. Durch naturverträgliche Landwirtschaft
und Förderung der Artenvielfalt verbessern sie ihre eigene Ernährung kostengünstig
und nachhaltig.“
Das Kindermissionswerk „Die Sternsinger“ engagiert sich
weltweit in der Bekämpfung von Mangel- und Unterernährung von Kindern. Gemeinsam mit
Partnern vor Ort werden Projekte unterstützt, die zur Bewusstseinsbildung in Ernährungsfragen
beitragen und damit Mangelernährung vorbeugen. In Kindergärten, Schulen und Einrichtungen
für Kinder mit Behinderungen werden Kurse zur Ernährungsbildung angeboten, Schulgärten
errichtet und Kochkurse finanziert. Darüber hinaus unterstützt das Kindermissionswerk
die Behandlung von unterernährten Kindern in Ernährungszentren.