„Synodalität“ ist
das Stichwort der Reform, die Papst Franziskus der Kirche verordnet. Das sagt Kardinal
Oscar Rodriguez Maradiaga aus Honduras nach den Sitzungen des Kardinalsrates, der
vergangene Woche erstmals im vatikanischen Gästehaus Santa Marta tagte. Synodalität
bezieht sich auf Synode, also Bischofsversammlung, und der Papst ist als Bischof von
Rom Erster unter Gleichen. Kardinal Maradiaga erklärt, wie Franziskus seine Autorität
als Bischof von Rom begreift:
„Um Autorität zu haben, braucht es keinen
Zentralismus. Autorität ist ein Dienst in Liebe, der beim Wachsen hilft. Die Autorität
des Heiligen Vaters in der Kirche ist keine absolute Monarchie, kein „Hier kommandiere
ich“. Der Papst ist ein Autor: ein Autor, der jeden Tag eine neue Seite jenes Buchs
des Lebens schreibt und Seite um Seite einer lebendigen Kirche hinzufügt.“
Der
Kardinalsrat der acht Purpurträger aus allen Kontinenten, die den Papst bei der Reform
beraten, wird sich bereits Anfang Dezember ein weiteres Mal in Rom treffen. Franziskus
hat verfügt, dass der Rat eine ständige Einrichtung werden soll. Es gibt viel zu tun.
Denn die Kurienreform ist nicht bloß eine innere Angelegenheit. Der Papst wünscht
sich die Kurie als Einheit des Dienstes an den Ortskirchen. Aus diesem Grund muss
eine Reform vor allen Dingen bei Anliegen aus den Ortskirchen ansetzen. Maradiaga:
„Die Methode, die der Papst wünscht, ist eine Erhebung auf breiter Basis,
unter allen Kardinälen, unter Bischöfen, Priestern und Laien, überall, um möglichst
viele Vorschläge für eine Reform zu sammeln.“
Der damalige argentinische
Kardinal Bergoglio hatte schon 2007 bei der Konferenz der lateinamerikanischen Bischöfe
CELAM in Aparecida betont, die Kirche dürfe keine Angst haben, aus sich selbst herauszugehen,
um ihre müde Selbstbezogenheit zu überwinden. Kardinal Maradiaga aus Honduras – er
ist Präsident von Caritas Internationalis und galt im übrigens beim letzten Konklave
selbst als „papabile“ – war bei der Versammlung in Aparecida dabei, die nicht zuletzt
auch eine neue Erfahrung der Kollegialität für die Bischöfe war. An sich hatte bereits
das II. Vatikanische Konzil zu einer solchen neuen Kollegialität ermutigt. Maradiaga:
„Vielleicht gab es nicht die Möglichkeit, sie zu entwickeln, weil das Interesse
stark auf anderen Anliegen wie etwa der Liturgiereform oder der sozialen Seelsorge
lag. Jetzt, so denken wir, ist der richtige Moment [für Kollegialität] gekommen.“
Die
Kirche ist keine Demokratie. Doch der Papst kann und muss sich beraten lassen in der
Ausführung seines Amtes. Franziskus, der Papst, der aus der Ferne kam, denkt diese
Binsenweisheit neu.