Unter den vielen kirchlichen Stimmen, die sich zum Tod von Bootsflüchtlingen auf Lampedusa
zu Wort melden, ist auch der Abt von Einsiedeln, Martin Werlen. Er spricht von einer
„Schande“ für Europa, weist aber gleichzeitig zurück, von einer „Tragödie“ zu reden.
Hunderte Menschen seien bereits vor der Küste der europäischen Ferieninsel grausam
ertrunken: Frauen, Kinder und Männer, die der Perspektivenlosigkeit ihrer afrikanischen
Heimat entfliehen wollten, voller Hoffnung auf ein neues Leben in Europa in Würde,
Anstand und ohne tägliches Elend. Hunderte Male wurde dieser Funken Hoffnung jäh zerstört,
hunderte Male führte die Sehnsucht nach einem menschenwürdigen Leben direkt in den
Tod, so der Abt. Das Geschehen vor der Insel bezeichnet der Abt als eine „Schande
für das reiche Europa, als Schande für uns“. Die „Schande von Lampedusa“ sei ein Resultat
der „Globalisierung unserer Gleichgültigkeit“. Papst Franziskus traure um die Opfer,
aber er rücke auch Europas Verantwortung ins Zentrum, indem er sage: „Wir müssen lernen,
Flüchtlingen als Brüder und Schwestern zu begegnen“. Als Menschen, die vor allem ein
ernstes Problem haben, und nicht als Menschen, „die vor allem uns Probleme machen“.
In den letzten Jahren habe man hier oft das Gegenteil getan und alles daran gesetzt,
„uns die Probleme der Flüchtlinge vom Hals zu halten.“ Abt Werlen wörtlich: „Lampedusa
liegt auch in der Schweiz.“