„Friede und Heil euch
allen! Mit diesem franziskanischen Gruß danke ich euch, dass ihr hier auf diesen geschichtsträchtigen
und vom Glauben geprägten Platz gekommen seid, um gemeinsam zu beten.“ Mit diesen
Worten begann Papst Franziskus seine Predigt während der Messe auf der Piazza San
Francesco vor der Basilika in Assisi. Er sei als Pilger gekommen, um Gott für all
das zu preisen, was Franziskus hat offenbaren wollen. Die Begegnung mit Jesus habe
diesen Kaufmannssohn dazu gebracht, ein gut situiertes, sorgenfreies Leben aufzugeben,
um sich mit der „Herrin Armut“ zu vermählen. Diese radikale Christusnachfolge bezeichnete
der Papst mit biblischen Worten als „sich mit Christus bekleiden“. Im ganzen Leben
seien die Liebe zu den Armen und die Nachahmung des armen Christus zwei untrennbar
miteinander verbundene Elemente, die beiden Seiten ein und derselben Medaille.
„Was
bezeugt uns der heilige Franziskus heute? Was sagt er uns, nicht mit Worten – das
ist einfach –, sondern mit dem Leben? Das Erste, Grundlegende, was er uns bezeugt,
ist dies: Christsein ist eine lebendige Beziehung zur Person Jesu, ist ein Sich-Bekleiden
mit ihm, ein Ihm-ähnlich-Werden. Wo nimmt der Weg des heiligen Franziskus zu Christus
seinen Anfang? Beim Blick des gekreuzigten Jesus. (…) Und der Gekreuzigte spricht
uns nicht von Niederlage, von Scheitern. Paradoxerweise spricht er uns von einem Tod,
der Leben ist, der Leben hervorbringt, denn er spricht uns von Liebe, weil er die
Mensch gewordene Liebe Gottes ist.“
Die Liebe sterbe nicht, sie besiege
das Böse und den Tod, so der Papst. Sich vom Gekreuzigten anschauen lassen bedeute
gleichsam, neu geschaffen zu werden.Neben dieser Neuerschaffung durch Christus
bezeuge der heilige Franziskus vor allem den Frieden.
„Der heilige Franziskus
wird von vielen mit dem Frieden verbunden, und das ist recht so, doch wenige gehen
in die Tiefe. Welches ist der Friede, den Franziskus empfangen und gelebt hat und
den er an uns weitergibt? (..) Der franziskanische Friede ist keine Gefühlsduselei.
Bitte, diesen heiligen Franziskus gibt es nicht! Und er ist auch nicht eine Art pantheistischer
Harmonie mit den Energien des Kosmos… Auch das ist nicht franziskanisch, sondern eine
Idee, die einige entwickelt haben! Der Friede des heiligen Franziskus ist der Friede
Christi, und diesen Frieden findet, wer Christi „Joch auf sich nimmt“, nämlich sein
Gebot: Liebt einander, so wie ich euch geliebt habe (vgl. Joh 13,34; 15,12).“
Dieses
Joch könne man nicht mit Arroganz, mit Überheblichkeit, mit Hochmut tragen, sondern
nur mit Güte und Herzensdemut, so der Papst weiter. Franziskus ging in seiner Predigt
auch auf den wohl berühmtesten Text des großen Heiligen ein, den Sonnengesang: „Höchster,
allmächtiger, guter Herr … gelobt seist du … mit allen deinen Geschöpfen“. Der Heilige
von Assisi bezeuge die Achtung gegenüber allem, was Gott erschaffen hat und was der
Mensch zu bewahren und zu schützen berufen sei, vor allem aber bezeuge er die Achtung
und die Liebe gegenüber jedem Menschen.
„Von dieser „Stadt des Friedens“
aus wiederhole ich mit der Kraft und der Sanftheit der Liebe: Achten wir die Schöpfung,
seien wir nicht Werkzeuge der Zerstörung! Achten wir jeden Menschen: Mögen die bewaffneten
Konflikte, die die Erde mit Blut durchtränken, aufhören, mögen die Waffen schweigen
und überall der Hass der Liebe weichen, die Beleidigung der Vergebung und die Zwietracht
der Einheit! Hören wir den Schrei derer, die weinen, leiden und sterben aufgrund der
Gewalt, des Terrorismus oder des Krieges – im Heiligen Land, das der heilige Franziskus
so sehr liebte, in Syrien, im ganzen Nahen Osten, in der Welt.“
Schließlich
schloss der Papst Italien in seine Gedanken ein, das den heiligen Franziskus an diesem
Freitag als seinen Patron feiert. Jedes Jahr spendet eine Region des Landes deswegen
das Öl für die Votivlampe am Grab der Unterkirche, in diesem Jahr trifft es die Region
Umbrien, in der Assisi selbst liegt.
„Beten wir für die italienische Nation,
dass jeder immer für das Gemeinwohl arbeite und dabei mehr auf das Einende als auf
das Trennende schaue.“
Immer wieder ging Papst Franziskus während seiner
Predigt in Gebet über, er bat um die Fürsprache des großen Heiligen für den Geist
des Friedens und der Bewahrung des von Gott Geschaffenen und für die Gnade, vor dem
Gekreuzigten verweilen zu können. Und mit einem Gebet schloss der Papst auch seine
Gedanken:
„So übernehme ich das Gebet des heiligen Franziskus für Assisi,
für Italien und für die Welt: ‚Daher bitte ich dich, Herr Jesus Christus, Vater der
Erbarmungen, schau nicht auf unsere Undankbarkeit, sondern gedenke stets deiner reichlich
überströmenden Güte, die du in [dieser Stadt] gezeigt hast, damit sie immer Ort und
Wohnstätte jener sei, die dich wahrhaft erkennen und deinen gebenedeiten und glorreichsten
Namen verherrlichen wollen von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen‘“. Etwa 50.000 Menschen
waren nach Vatikanangaben zur Messfeier nach Assisi gekommen, nur wenige fanden aber
auf dem Platz vor der Basilika selber Platz. Die Messfeier wurde für die Übrigen an
andere Orte in und um Assisi herum übertragen.