Der Papst will Kollegialität als Merkmal der Kirche unterstreichen. Dies betont Kardinal
Leonardo Sandri, der Präfekt der vatikanischen Ostkirchenkongregation. Er äußerte
sich am Dienstag am Rande des Friedenstreffens von Sant’Egidio vor Journalisten in
Rom:
„Es gibt das Papstprimat, aber es gibt auch die Kollegialität. Und
Papst Franziskus will das unterstreichen, getröstet durch die Meinung aller Kardinäle
und auch durch die Generalkongregationen, die vor dem Konklave durchgeführt wurden.“
Ein
Hinweis darauf sei die Einrichtung der achtköpfigen Beratergruppe zur Kurienreform
durch den Papst sowie seine Betonung der Bedeutung der Bischofssynode und deren Teilhabe
an Entscheidungsprozessen. Ein Anliegen der auf den Weg gebrachten Kurienreform ist
laut Kardinal Sandri die Garantie einer Kirche nah am Menschen:
„Die Kirche
Jesu ist die Kirche des Evangeliums, der Evangelisierung und des Dienstes am Nächsten,
vor allem für die Armen und Verstoßenen. Die Strukturen, die man braucht, um dies
tun zu können, muss man versuchen zu behalten, doch das Leben und die Begegnung der
Menschen muss dabei Vorrang haben vor den Strukturen. Denn diese ersticken oft die
Stimme des Geistes.“
Was die Dauer des Reformprozesses betrifft, warnte
Sandri vor der Erwartung allzu schneller Ergebnisse: „Reformen sind immer graduell“,
erinnerte der Kardinal. Die achtköpfige Kardinalsgruppe, die den Papst zur Kurienreform
beraten soll, hat am Dienstag offiziell ihre Arbeit aufgenommen. Die Beratungen finden
hinter verschlossenen Türen statt.
Kardinal Sandri äußerte sich auch zum bevorstehenden
Assisi-Besuch des Papstes. Franziskus kehrt am kommenden Freitag anlässlich des Jahresfestes
des Heiligen in dem italienischen Städtchen ein, begleitet von hunderttausend Pilgern,
eintausend Journalisten und den acht Kardinälen, mit denen er in den Tagen zuvor über
den Umbau der Kurie diskutiert. Kardinal Sandri: „Papst Franziskus wird der
Welt den ,Armen von Assisi’ vor Augen führen, der im Übrigen ja auch Patron Italiens
ist. Wir werden alle mit ihm in Assisi wiederholen: ,Herr, mach mich zum Werkzeug
deines Friedens...’ Dieses Gebet müssen wir in dieser Zeit fast jeden Tag beten. Der
Papst wird mit seinem Besuch in Assisi, indem er dieses Armutsmodell wieder vorschlägt,
die Aufmerksamkeit auf diese Spiritualität des Friedens, der Armut und der Einfachheit
lenken.“
Kardinal Sandri hält sich ab Donnerstag zu einem dreitägigen
Besuch in Deutschland auf. Anlässlich der Eröffnung der "Missio"-Kampagne ist er am
kommenden Sonntag in Köln, wo er den Kölner Erzbischof, Kardinal Joachim Meisner,
und den koptisch-katholischen Patriarchen Ibrahim Sidrak treffen wird. Zuvor wird
er sich u.a. bei den Hilfswerken missio und Misereor über deren Wirken im Nahen Osten
informieren. Der Besuch des Präfekten der Ostkirchenkongregation wolle ein "Zeichen
der Anerkennung und der Ermutigung für die bewundernswerte Solidarität gegenüber den
orientalischen Kirchen" setzten, teilte die Kongregation in einer Pressemeldung mit.
Diese seien vor allem im Irak, in Ägypten, in Syrien und im Heiligen Land in der letzten
Zeit sehr bedrängt. Am Samstag stattet Kardinal der chaldäischen Diaspora-Gemeinde
in Essen einen Besuch ab. Dort wird er eine Messe feiern.