D: Jesuitenpater kritisiert Pädophilie-Debatte im Wahlkampf
Jesuitenpater Klaus Mertes kritisiert die Debatte um Pädophilie bei den Grünen. Er
halte nichts davon, dass das Thema im Wahlkampf aufgegriffen werde, sagte Mertes der
Katholischen Nachrichten-Agentur in Freiburg. „Mich ekelt jede Form der Instrumentalisierung
dieses Themas und jede damit verbundene Selbstgerechtigkeit schlicht an“, so der Leiter
der Jesuitenschule Sankt Blasien im Schwarzwald.
Mertes hatte 2010 am Berliner
Canisius-Kolleg die Debatte über Missbrauch in der katholischen Kirche ins Rollen
gebracht. Er plädierte in dem Interview dafür, den grundsätzlichen Umgang mit Sexualität
in der Gesellschaft zu thematisieren. „Wie gehen wir mit Intimsphäre um? Was passiert
in den Medien heute bei dem Thema? Wie stehen wir zu ethischen Grenzen im Bereich
der Sexualität, zu Ehrfurcht vor der Intimsphäre von anderen? Wie schulen wir unseren
Blick, um den Unterschied zwischen Liebe und Missbrauch von Sexualität zu erkennen?
Darum geht es.“
Zugleich beklagte Mertes, noch immer stünden juristische und
politische Konsequenzen aus den Missbrauchsdebatten der vergangenen Jahre aus: „Ich
verstehe bis heute nicht, warum einem Lehrer, der sexuellen Kontakt zu Schutzbefohlenen
hat, nicht immer und in jedem Fall gekündigt werden kann.“ Von den Institutionen würden
immer wieder Prävention und hartes Eingreifen verlangt. „Aber sie haben dann im Ernstfall
gar nicht die rechtlichen Mittel, um sich durchzusetzen“, so Mertes. „Das ist ein
ungelöstes Problem.“
(kna 19.09.2013 sta)
Unser Foto zeigt den Grünen-Spitzenkandidaten
Jürgen Trittin, der im Mittelpunkt der Debatte über die frühere Haltung der Grünen
zu Pädophilie steht.