Papst Franziskus ist mit dem prominenten peruanischen Befreiungstheologen Gustavo
Gutierrez zusammengetroffen. Wie Vatikansprecher Federico Lombardi am Samstag mitteilte,
begrüßte der Papst den 85-jährigen Dominikaner bereits am Mittwoch nach der Frühmesse
im vatikanischen Gästehaus Santa Marta. Der Präfekt der Römischen Glaubenskongregation,
Erzbischof Gerhard Ludwig Müller, hatte vor einer Woche eine Zusammenkunft seines
Freundes Gutierrez mit dem Papst angekündigt. Dies nährte die Erwartung, Franziskus
werde Gutierrez, der als einer der Väter der Befreiungstheologie gilt, offiziell zu
einer Privataudienz empfangen, dies war aber nicht der Fall.
Die Befreiungstheologie
stand lange im Visier der Glaubenskongregation unter ihrem damaligen Präfekten Kardinal
Joseph Ratzinger. Rom warf Teilen der Bewegung eine Übernahme marxistischer Überzeugungen
vor. Zahlreiche Theologen und Priester wurden deswegen vom Vatikan gemaßregelt, so
etwa der Brasilianer Leonardo Boff.
Mit seinem 1971 erstmals veröffentlichten
Buch „Theologie der Befreiung“ hatte Gutierrez der Bewegung ihren Namen gegeben. Er
selbst geriet nie ernsthaft in Konflikt mit Rom, obwohl sein Werk eingehend geprüft
wurde. Vor einer Woche hatten Müller und Gutierrez im norditalienischen Mantua die
italienische Fassung eines gemeinsamen Buchs über die Befreiungstheologie vorgestellt.