Zentralafrikanische Republik: Auch die Hilfsarbeit ist in Gefahr
Hundert Tote in zwei
Tagen – das ist die traurige Bilanz neuer Auseinandersetzungen in der Zentralafrikanischen
Republik. Bei Kämpfen, in die Anhänger des im März gestürzten Präsidenten Francois
Bozizé und Unterstützer des neuen Präsidenten Michel Djotodia verwickelt waren, kamen
in der Region Bossangoa im Westen des Landes zahlreiche Menschen ums Leben. Von Regierungsseite
heißt es, die Toten gingen auf das Konto der Anhänger des gestürzten Präsidenten.
Tatsächlich ist die Lage jedoch sehr undurchsichtig, berichtet die Comboni-Missionarin
Schwester Elianna im Gespräch mit Radio Vatikan:
„Das ist die offizielle
Version der Regierung. Andere Stimmen sagen, dass es Mitglieder des Bozizé-Clans waren,
weil das die Gegend ist, aus der er kommt. Dass sie sich also organisiert haben und
von einigen ehemaligen Vorgesetzten des Militärs angeführt werden. Doch es handelt
sich eher um eine örtlich begrenzte Reaktion, und es ist noch unklar, wer eigentlich
dahintersteckt und ob es sich nicht um ein anderes Manöver handelt, um noch mehr Unterdrückung
durch die Seleka-Rebellen zu rechtfertigen.“
Konflikte zwischen der
gestürzten Regierung Bozizé und den Seleka-Kämpfern hatten das Land in den vergangenen
Monaten ins Chaos gestürzt. Ärzte ohne Grenzen berichtete in diesen Tagen von Angriffen
auf die Zivilbevölkerung, darunter Frauen und Kinder, mit Toten und Verletzten. Seit
dem Machtwechsel im März herrsche verstärkt ein Klima der Angst und eine Rhetorik
der Gewalt, so die Organisation. Schwester Elianna berichtet, dass die neuen Spannungen
zur Unterbrechung der humanitären Hilfen führen. Viele Gegenden seien völlig von der
Versorgung abgeschnitten:
„Aufgrund der Instabilität ist es schwer, Gegenden
zu erreichen, die weit von der Hauptstadt entfernt liegen. Wegen der prekären Sicherheitslage
an den Grenzen zu Kamerun können nicht alle humanitären Hilfen passieren; sie werden
beim Hafen von Douala blockiert. In Bangui wurde in der vergangenen Woche ein Auto
von Ärzte ohne Grenzen gestohlen, und in Bossangoa wurden Sanitäter getötet. Die Bedingungen,
um der Bevölkerung zu helfen, sind schwer, und es sieht so aus, dass die Helfer selbst
in Gefahr sind.“
Ebenso chaotisch sei die Nachrichtenlage, die Telefonleitungen
seien unterbrochen. Viele Menschen seien aus Angst vor neuer Gewalt in den Busch geflohen.
Auch in Bangui könne von Normalität keine Rede sein:
„Das scheint nur so.
In Wirklichkeit gab es Mitte dieser Woche noch Angriffe in verschiedenen Vierteln,
die Plünderungen gehen weiter, die Gewalt, der Missbrauch. Sie erstrecken sich vielleicht
nicht auf ganze Viertel, wie es in Boeing oder Boy-Rabe der Fall war, doch sie gehen
weiter und nähren das Klima der Angst in der Bevölkerung.“
Unabhängig wurde
die Zentralafrikanische Republik im Jahr 1960. Das an andere Krisenstaaten wie den
Kongo und den Sudan grenzende Land leidet seit Jahren unter politischer Instabilität.
Trotz reicher Rohstoffvorkommen gehört es zu den ärmsten Staaten der Erde.