2013-09-13 15:06:48

D: Jugendliche helfen Jugendlichen


RealAudioMP3 In den vergangenen Jahren sind die Anfragen bei der Online-Beratung für suizidgefährdete unter 25 Jahren stark gestiegen: Allein 2012 haben fast 2000 junge Leute Hilfe gesucht. Die Caritas hat deshalb eine spezielle Beratung im Internet, das Projekt „U-25“ vom Arbeitskreis Leben in Freiburg ausgeweitet: Am 18. September startet das Angebot auch in Berlin. In Dresden, Hamburg und Gelsenkirchen sind weitere Standorte geplant. Das Projekt ist wohl auch deshalb so erfolgreich, weil die Berater keine wesentlich älteren Psychologen oder Sozialarbeiter sind, sondern Gleichaltrige. Sie können die Hilfesuchenden quasi auf „Augenhöhe“ beraten. In Freiburg sind etwa 100 Ehrenamtliche zwischen 16 und 25 Jahren als so genannte „Peer-Berater“ im Einsatz. Eine von ihnen ist Franziska aus Stuttgart. Mit ihr hat Stefanie Stahlhofen über die Arbeit bei „U-25“ gesprochen:

Was muss man denn wissen, was muss man können, um Menschen in solch schwierigen Situationen helfen zu können?

„Man braucht ganz viel Geduld und Ruhe und es ist ganz, ganz wichtig, sich selbst nicht davon fertig machen zu lassen. Also, sich auch auf sich zu besinnen und zu sagen, da kommt jemand mit einem ganz schwierigen Anliegen, dem geht’s ganz, ganz schlecht, aber ich schaffe es trotzdem, dass es mir gut geht, obwohl ich mit jemanden in so einem schwierigen Kontakt bin. Es ist wichtig zu wissen, wo meine eigenen Stärken liegen, wo meine eigenen Ressourcen liegen und wie ich damit umgehen kann, dass mich andere belasten. Das ist so ein bisschen die Kunst, dass man das aushalten kann, was einem dort anvertraut wird.“

Wie lernt man das?

„Wir lernen das ein Stück weit in der Ausbildung, da sprechen wir darüber, wie man damit umgehen kann, wenn es belastend wird. Wir haben auch die Möglichkeit, jederzeit mit dem Team und den Hauptamtlichen und den anderen Peer-Beratern Rücksprache zu halten. Das ist unglaublich entlastend und hilfreich. Da kann ich ins Team kommen und sagen: ,ich habe einen schweren Kontakt, ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll, es ist mir grade zu viel.‘ Dann bekomme ich Unterstützung aus dem Team. Man lernt dann im Lauf der Zeit, damit immer besser umgehen zu können.“

Gibt es auch positive Rückmeldungen von den Leuten, die Hilfe brauchen?

„Ja, das ist eine ganz große Motivation wenn jemand schreibt: ,hey du bist total wichtig und du hilfst mir und du bist ein ganz wichtiger Mensch für mich.‘ Das ist eine super Rückmeldung und das gibt einem Kraft und es auch motiviert total. Ich finde es auch schön, wenn ein Kontakt zu Ende geht, wenn jemand sagt, mir geht’s wieder gut und ich brauch dich jetzt nicht mehr.“

Wie hat „U-25“, wie hat die Mitarbeit bei diesem Projekt Ihr Leben verändert?

„Es hat mein Leben bestimmt verändert. Ich hatte vorher vor dem Thema Suizidalität große Angst, ich wusste gar nicht, wie ich damit umgehen soll. Ich merke, ich bin deutlich souveräner geworden. Ich bin viel ruhiger geworden, ich kann gelassen, fast entspannt mit dem Thema umgehen und sagen: ,ok du hast Suizidgedanken, lass uns drüber reden.‘ Ich bekomme keine Angst mehr davor. Das merke ich auch in meinem Alltag, wenn mir Freunde begegnen, die sagen: ,mir geht’s nicht gut‘, dann kann ich gelassen bleiben, ruhig bleiben. Ich glaube, das ist schon die halbe Miete, wenn man mit Betroffenen im Kontakt ist, dass man selbst ruhig bleiben kann.“

Was würden Sie Leuten sagen, die in einer schwierigen Situation sind, die verzweifelt sind, die denken, es geht überhaupt gar nicht mehr weiter?

„Ich glaube der Schlüssel ist, dass man bereit ist, sich Hilfe zu holen und sich einzugestehen: ,mir geht’s schlecht und ich komme jetzt alleine nicht weiter‘. Das kann über so ein Peer-Projekt sein, wie bei uns in der Mailberatung, das kann auch was ganz anderes sein. Ich glaube, der Schlüssel ist wirklich, bereit sein, sich helfen zu lassen.“

Wer zwischen 16 und 25 Jahren ist und in der Nähe von Freiburg oder Berlin lebt, kann U-25 ebenfalls als Peer-Berater unterstützen. Informationen dazu im Internet auf u25-freiburg.de oder ab 18.September auf u25-berlin.de

(rv/pm/erzbistum freiburg 13.09.2013 sta)








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