In den vergangenen
Jahren sind die Anfragen bei der Online-Beratung für suizidgefährdete unter 25 Jahren
stark gestiegen: Allein 2012 haben fast 2000 junge Leute Hilfe gesucht. Die Caritas
hat deshalb eine spezielle Beratung im Internet, das Projekt „U-25“ vom Arbeitskreis
Leben in Freiburg ausgeweitet: Am 18. September startet das Angebot auch in Berlin.
In Dresden, Hamburg und Gelsenkirchen sind weitere Standorte geplant. Das Projekt
ist wohl auch deshalb so erfolgreich, weil die Berater keine wesentlich älteren Psychologen
oder Sozialarbeiter sind, sondern Gleichaltrige. Sie können die Hilfesuchenden quasi
auf „Augenhöhe“ beraten. In Freiburg sind etwa 100 Ehrenamtliche zwischen 16 und 25
Jahren als so genannte „Peer-Berater“ im Einsatz. Eine von ihnen ist Franziska aus
Stuttgart. Mit ihr hat Stefanie Stahlhofen über die Arbeit bei „U-25“ gesprochen:
Was
muss man denn wissen, was muss man können, um Menschen in solch schwierigen Situationen
helfen zu können?
„Man braucht ganz viel Geduld und Ruhe und es ist ganz,
ganz wichtig, sich selbst nicht davon fertig machen zu lassen. Also, sich auch auf
sich zu besinnen und zu sagen, da kommt jemand mit einem ganz schwierigen Anliegen,
dem geht’s ganz, ganz schlecht, aber ich schaffe es trotzdem, dass es mir gut geht,
obwohl ich mit jemanden in so einem schwierigen Kontakt bin. Es ist wichtig zu wissen,
wo meine eigenen Stärken liegen, wo meine eigenen Ressourcen liegen und wie ich damit
umgehen kann, dass mich andere belasten. Das ist so ein bisschen die Kunst, dass man
das aushalten kann, was einem dort anvertraut wird.“
Wie lernt man das?
„Wir
lernen das ein Stück weit in der Ausbildung, da sprechen wir darüber, wie man damit
umgehen kann, wenn es belastend wird. Wir haben auch die Möglichkeit, jederzeit mit
dem Team und den Hauptamtlichen und den anderen Peer-Beratern Rücksprache zu halten.
Das ist unglaublich entlastend und hilfreich. Da kann ich ins Team kommen und sagen:
,ich habe einen schweren Kontakt, ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll, es ist
mir grade zu viel.‘ Dann bekomme ich Unterstützung aus dem Team. Man lernt dann im
Lauf der Zeit, damit immer besser umgehen zu können.“
Gibt es auch positive
Rückmeldungen von den Leuten, die Hilfe brauchen?
„Ja, das ist eine ganz
große Motivation wenn jemand schreibt: ,hey du bist total wichtig und du hilfst mir
und du bist ein ganz wichtiger Mensch für mich.‘ Das ist eine super Rückmeldung und
das gibt einem Kraft und es auch motiviert total. Ich finde es auch schön, wenn ein
Kontakt zu Ende geht, wenn jemand sagt, mir geht’s wieder gut und ich brauch dich
jetzt nicht mehr.“
Wie hat „U-25“, wie hat die Mitarbeit bei diesem
Projekt Ihr Leben verändert?
„Es hat mein Leben bestimmt verändert. Ich
hatte vorher vor dem Thema Suizidalität große Angst, ich wusste gar nicht, wie ich
damit umgehen soll. Ich merke, ich bin deutlich souveräner geworden. Ich bin viel
ruhiger geworden, ich kann gelassen, fast entspannt mit dem Thema umgehen und sagen:
,ok du hast Suizidgedanken, lass uns drüber reden.‘ Ich bekomme keine Angst mehr davor.
Das merke ich auch in meinem Alltag, wenn mir Freunde begegnen, die sagen: ,mir geht’s
nicht gut‘, dann kann ich gelassen bleiben, ruhig bleiben. Ich glaube, das ist schon
die halbe Miete, wenn man mit Betroffenen im Kontakt ist, dass man selbst ruhig bleiben
kann.“
Was würden Sie Leuten sagen, die in einer schwierigen Situation sind,
die verzweifelt sind, die denken, es geht überhaupt gar nicht mehr weiter?
„Ich
glaube der Schlüssel ist, dass man bereit ist, sich Hilfe zu holen und sich einzugestehen:
,mir geht’s schlecht und ich komme jetzt alleine nicht weiter‘. Das kann über so ein
Peer-Projekt sein, wie bei uns in der Mailberatung, das kann auch was ganz anderes
sein. Ich glaube, der Schlüssel ist wirklich, bereit sein, sich helfen zu lassen.“
Wer
zwischen 16 und 25 Jahren ist und in der Nähe von Freiburg oder Berlin lebt, kann
U-25 ebenfalls als Peer-Berater unterstützen. Informationen dazu im Internet auf u25-freiburg.de
oder ab 18.September auf u25-berlin.de