Papst Franziskus besucht
an diesem Dienstag eine Anlaufstelle für Flüchtlinge in Rom. Der am Nachmittag startende
Besuch im Zentrum Astalli, das nahe dem Kapitol liegt, hat ausschließlich privaten
Charakter und findet unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. In der vom Jesuitenflüchtlingsdienst
betreuten Einrichtung erhalten rund 450 Flüchtlinge tagtäglich eine warme Mahlzeit.
Auch medizinische Versorgung, Sprachunterricht, Rechtsberatung und Unterstützung im
Kontakt mit den Behörden gehören zum vielfältigen Repertoire der Einrichtung, in der
400 freiwillige Helfer tätig sind.
Programm: „Der Papst in der Suppenküche“ Franziskus
wird zum Zeitpunkt der Essenausgabe in das Zentrum kommen, die Flüchtlinge begrüßen
und sich mit einigen von ihnen unterhalten. Im Anschluss ist eine Begegnung mit allen
Flüchtlingen und Mitarbeitern in der nahe gelegenen Kirche „Chiesa del Gesù“ geplant,
wo sich das Grab von Pater Pedro Arrupe befindet. Er war der Gründer des Jesuitenflüchtlingsdienstes
und der 28. Generalobere der Gesellschaft Jesu. Nach dem Ende des Papstbesuches gibt
es um 17.30 Uhr eine Pressekonferenz. Dort werden auch einige der Flüchtlinge von
ihrer Begegnung mit dem Papst berichten.
Vor allem Flüchtlinge aus Afrika
Es sind derzeit zumeist Flüchtlinge aus Afghanistan und Afrika, vor allem
aus Mali, Mauretanien und den Ländern der Subsahara, die in das seit 1981 bestehende
Zentrum kommen. Vor allem im letzten Monat seien auch viele Menschen aus Syrien und
Ägypten angekommen, erzählt Chiara Peri, eine Mitarbeiterin im „Centro Astalli“, gegenüber
Radio Vatikan. Allein im letzten Jahr seien 21.000 Flüchtlinge hier empfangen worden,
weitere 13.300 Schutzsuchende hätten in anderen Zentren des Jesuitenflüchtlingsdienstes
landesweit Hilfe bekommen. Peri hofft, dass der Papstbesuch im „Centro Astalli“ die
Öffentlichkeit stärker für die prekäre Lage der Flüchtlinge sensibilisieren kann: „Wir
hoffen, dass normale Leute die Möglichkeit erhalten, mehr über diese große Gemeinschaft
der Flüchtlinge zu erfahren, die Schutz sucht in der Welt, und zwar aus einer positiven
Perspektive: Es geht darum, sie willkommen zu heißen, ihnen zuzuhören, ihnen Aufmerksamkeit
zu schenken. Eben nicht im Sinne von Alarm schlagen und Zahlen nennen – dies gehört
ja traurigerweise zur Realität unseres Landes in den letzten Jahren...“
Es
braucht einen MentalitätswandelDas kann man wohl als Seitenhieb auf eine einseitige
Medienberichterstattung und politischen Populismus verstehen. Flüchtlinge werden da
meistens mit Illegalität, Problemen und Belastung für das Land assoziiert. Dass Migranten
um die zehn Prozent zum Bruttoinlandsprodukt beitragen, Arbeiten wie Altenpflege,
Putzdienste o.ä. übernehmen, die viele andere Bürger nicht mehr tun wollen, und eine
Bereicherung der Kultur darstellen, fällt da häufig unter den Tisch. Italien tun die
Migranten gut, so Peri, doch allein darum geht es nicht – Unterstützung und eine Starthilfe
für diese Menschen sei eine ethische Frage: „Wir möchten immer unterstreichen,
dass es um mehr geht, eben nicht nur darum, dass wir die Migranten ,brauchen‘. Wir
müssen sie willkommen heißen, weil es richtig so ist, weil das dazu gehört, wenn man
Menschenrechte schützen will. Wir würden uns wünschen, dass unser Land Strategien
entwickelt, um diese Menschen würdiger zu behandeln. Jede politische Entscheidung,
die Migranten einbezieht für den Aufbau des Landes, ist eine weise Entscheidung.“ Die
fehlenden Strukturen und Dienstleistungen für Flüchtlinge seien da fast das geringste
Problem, so die engagierte Helferin – es brauche einen Mentalitätswandel: „Das
ist das erste, was jeder Flüchtling hier merkt. Es geht nicht darum, Geld und Dienstleistungen
zu haben, die ihnen hier so oder so fehlen, sondern es ist das Gefühl, nicht zur Kenntnis
genommen zu werden, nicht als Menschen wahrgenommen zu werden, keinen Respekt zu erfahren.
Dafür brauchen wir keinen politischen Wechsel. Das ist etwas, das jeder ändern kann,
indem er sich anders verhält.“