Brasilien: „Es braucht mehr als pastorale Dokumente“
Nachdem Papst Franziskus
in Brasilien deutlich gemacht hat, wie wichtig ihm Amazonien ist, hat die Bischofskommission
für Amazonien unter Vorsitz des emeritierten Kurienkardinals Claudio Hummes nun für
Oktober ein Treffen in Manaus organisiert. Vom 28. bis zum 31. Oktober soll dort über
die Herausforderungen für die Kirche in Amazonien diskutiert werden.
Erwin
Kräutler lebt seit den 60er Jahren als Missionar im Amazonasgebiet, am Fluss Xingu.
Seit 1980 ist der geborene Österreicher dort auch Bischof. Bekannt wurde er unter
anderem durch seinen Einsatz für gleichermaßen die Umwelt und die Rechte der dort
lebenden Bevölkerung im Kampf gegen einen Megastaudamm. Im Gespräch mit Radio Vatikan
sagte Kräutler:
„Papst Franziskus hat Amazonien als so etwas wie eine Nagelprobe
für den augenblicklichen und zukünftigen Weg nicht nur der Kirche in Brasilien, sondern
auch für die gesamte brasilianische Gesellschaft angesehen. Wie damals Paul VI., der
gesagt hat, Christus zeigt auf Amazonien, so spricht auch Papst Franziskus jetzt vom
Bewährungstest. Das bedeutet, dass die gesamte brasilianische Kirche heute ihren Blick
auf Amazonien richten soll.“
In Amazonien gebe es eine Migrationswelle
nach der anderen, berichtet der Bischof. Die brasilianische Kirche müsse da „mitgehen“,
sie könne es sich nicht leisten, diese Menschen alleine zu lassen, die auf der Suche
nach besseren Lebensbedingungen seien. Auch Papst Franziskus habe ja immer wieder
betont, dass die Kirche präsent und nahe bei den Menschen sein müsse.
„Das
ist das Gebot der Stunde: Dass die brasilianische Kirche Amazonien ganz bewusst in
den Blick nimmt und nicht nur wohlgemeinte pastorale Dokumente redigiert, sondern
tatsächlich vor Ort gegenwärtig ist. Der Papst hat gesagt, eine Mutter nimmt das Kind
auf den Schoss, herzt es, küsst es, liebt es. Das kann man nur tun, wenn man tatsächlich
gegenwärtig ist. Über Korrespondenz alleine geht das nicht.“
Papst Franziskus
habe deshalb beim Weltjugendtag die brasilianische Kirche aufgefordert, für Amazonien
da zu sein und sich konkret und bewusst einzusetzen, so Bischof Kräutler:
„Damit
die Kirche tatsächlich gegenwärtig ist, vor Ort geht, damit die oft entwurzelten Menschen
spüren können: hier ist meine Heimat. Die Kirche ist das Haus für die Armen, ganz
besonders für die Armen. Das ist das Gebot der Stunde.“
Hintergrund: In
seiner Ansprache vor den Bischöfen Brasiliens und dann zwei Tage danach vor dem Koordinierungsrat
der CELAM, des Zusammenschlusses der Bischofskonferenzen Lateinamerikas und der Karibik,
hatte Papst Franziskus seine Vorstellungen einer Entwicklung der Kirche in Lateinamerika
skizziert. Dabei setzte er eine Region Brasiliens auf die Tagesordnung: Amazonien.