„Nie wieder Krieg!“ – Gebetstag für Frieden in Syrien
Mit eindringlichen
Worten hat Papst Franziskus ein Ende der Gewalt in Syrien gefordert. Bei seinem Angelusgebet
in Rom verurteilte er auch ausdrücklich den Einsatz von chemischen Waffen. „Nie wieder
Krieg!“, rief der Papst und griff damit einen berühmten Satz seiner Vorgänger Pius
XII. und Paul VI. auf. Für den nächsten Samstag lädt Franziskus zu einem Gebets- und
Fasttag für den Frieden in Syrien und an anderen Konfliktherden weltweit ein. Er hoffe
auf rege Teilnahme an einem Gebetstreffen am Samstagabend auf dem Petersplatz, so
der Papst. Franziskus bat auch die anderen christlichen Konfessionen, sich seiner
Initiative anzuschließen.
„Ich will mir den Schrei zu eigen machen, der
mit wachsender Sorge aus jedem Teil der Erde, aus jedem Volk, aus dem Herzen eines
jeden aufsteigt, aus der ganzen Menschheitsfamilie: Das ist der Schrei nach Frieden!
Wir wollen eine Welt des Friedens, wir wollen Männer und Frauen des Friedens sein,
wir wollen, dass in dieser unserer Gesellschaft, die von Spaltungen und Konflikten
durchzogen wird, der Friede ausbreche! Nie wieder Krieg! Nie wieder Krieg!“
Nein
zu Chemiewaffen
Der Friede sei „ein zu wertvolles Gut“, er müsse stetig
gefördert und beschützt werden, so Papst Franziskus. Er nehme starken Anteil an allen
Konflikten, die es auf der Erde gebe. „Aber in diesen Tagen wird mein Herz vor
allem durch das verwundet, was in Syrien passiert. Ich bin bestürzt über die dramatischen
Entwicklungen, die sich abzeichnen.“ Er rufe aus tiefstem Herzen nach Frieden
in Syrien, sagte der Papst. „Wie viele Leiden, wie viel Zerstörung, wie viel Schmerz
hat der Gebrauch von Waffen über dieses gemarterte Land gebracht und bringt es immer
noch darüber, vor allem über die wehrlose Zivilbevölkerung! Denken wir daran, wie
viele Kinder nicht mehr das Licht der Zukunft sehen werden! Mit besonderer Bestimmtheit
verurteile ich den Einsatz von Chemiewaffen: Ich versichere euch, dass sich die schrecklichen
Bilder der letzten Tage mir ins Gehirn und ins Herz gebrannt haben.“
Es
gebe „ein Gericht Gottes und auch ein Gericht der Geschichte über unser Tun“, und
niemand könne sich dem entziehen, mahnte der Bischof von Rom, der sich am Samstag
mit seinen engsten Mitarbeitern ausgiebig über das Thema Syrien beraten hatte. „Der
Einsatz von Gewalt führt niemals zum Frieden. Krieg bringt Krieg hervor, Gewalt bringt
Gewalt hervor! Mit aller Kraft rufe ich die Konfliktparteien dazu auf, die Stimme
des Gewissens zu hören und sich nicht in den eigenen Interessen zu verschließen. Sie
sollen auf den anderen als auf einen Bruder sehen und mit Mut und Entschlossenheit
die Begegnung und den Verhandlungsweg wählen, um die blinde Gegnerschaft zu überwinden.“
Mit „ebensoviel Nachdruck“ rief Papst Franziskus die internationale Gemeinschaft
auf, endlich „ohne weitere Verzögerung“ mit allen Kräften „klare Initiativen für den
Frieden“ in Syrien zu unternehmen. Diese Initiativen müssten „den Dialog und Verhandlungen“
zur Grundlage haben. Auf einen möglichen Waffengang der USA und westlicher Verbündeter
in Syrien ging Franziskus nicht ein.
Zurück an den Verhandlungstisch,
freie Bahn für Helfer
„Man sollte keine Mühe scheuen, um allen Betroffenen
dieses furchtbaren Konflikts humanitäre Hilfe zu garantieren, vor allem den Obdachlos
Gewordenen in Syrien und den zahlreichen Flüchtlingen in den Nachbarländern.“ Hilfswerke
bräuchten unbedingt Unterstützung, damit ihre Anstrengungen die Bevölkerung erreichten.
„Was
können wir tun für den Frieden in der Welt? Wie Papst Johannes gesagt hat: Es ist
die Aufgabe aller, die Beziehungen des Zusammenlebens in Gerechtigkeit und Liebe fester
zu knüpfen.“ Damit bezog sich der Papst auf die berühmte Friedens-Enzyklika Pacem
in Terris seines Vorgängers, des seligen Johannes XXIII. „Eine Kette des Einsatzes
für den Frieden möge alle Männer und Frauen guten Willens untereinander verbinden!
Das ist ein dringender Appell, den ich an die ganze katholische Kirche richte, aber
auch ausweite auf die Christen anderer Konfessionen, auf die Anhänger jeder Religion
und auch auf die Brüder und Schwestern, die nicht glauben: Der Friede ist ein Gut,
das jedes Hindernis überwindet, er ist ein gemeinsames Gut der Menschheit.“
Appell
an Ortskirchen: Fasten und beten für Syrien-Frieden
Eine „Kultur der
Begegnung und des Dialogs“ sei „der einzige Weg zum Frieden“, fuhr Franziskus beschwörend
fort. Im Gegensatz zur üblichen Praxis war der Entwurf seiner Ansprache vom Vatikan
den Journalisten nicht vorab übermittelt worden. „Möge der Schrei nach Frieden
laut aufsteigen, damit er das Herz aller erreicht und alle die Waffen niederlegen!
Darum, liebe Brüder und Schwestern, habe ich entschieden, für die ganze Kirche am
7. September, der Vigil des Festes Mariä Geburt, einen Tag des Fastens und des Gebets
für den Frieden in Syrien, im Nahen Osten und weltweit anzusetzen. Ich lade auch die
nicht-katholischen christlichen Brüder, die Angehörigen anderer Religionen und alle
Menschen guten Willens dazu ein, sich dieser Initiative anzuschließen.“ Für die
Initiative von Papst Franziskus gibt es vor allem im Pontifikat von Johannes Paul
II. (1978-2005) Vorbilder. So bemühte sich der polnische Papst in den achtziger Jahren
vor einem Gebetstreffen für den Frieden in Assisi um einen weltweiten Waffenstillstand.
Weil eine Reise in den Irak zum Heiligen Jahr 2000 nicht zustandekam, hielt Johannes
Paul II. einen Gebetstag für den Irak im Vatikan ab.
„Am 7. September von
19 bis 24 Uhr werden wir uns hier auf dem Petersplatz zum Gebet und in einem Geist
der Busse treffen, um Gott um das Geschenk des Friedens zu bitten für die geliebte
syrische Nation und alle Konflikt- und Gewaltherde in der Welt. Die Menschheit braucht
Gesten des Friedens, sie braucht Worte der Hoffnung und des Friedens! Ich bitte alle
Ortskirchen, dass sie an diesem Tag das Fasten einhalten und einen liturgischen Akt
in dieser Intention organisieren.“