Unsere nächste Station:
Der Naumburger Dom Sankt Peter und Paul, eines der wichtigsten kirchlichen Bauwerke
Deutschlands. Ein wunderschöner Raum, romanisch, aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts.
Ich stehe im Langschiff und an beiden Enden sieht man die beiden Apsiden der Basilika,
man sieht den Lettner und so weiter. Handwerkserzeugnis und Kunst wurden damals nicht
zum Selbstzweck, sondern für die Gemeinde und für Gott gebaut. Wir weichen hier
von unserem normalen Prozedere ab und nicht jemanden interviewen oder mit jemandem
sprechen, der mir den Dom erklären wird, sondern jemandem zuhören, der kurz und beispielhaft
eine Erklärung dieses heute evangelischen Domes geben kann: Papst Benedikt XVI.
Der
christliche Glaube äußert sich nicht nur in Wort und Schrift, sondern inspiriert auch
große Meisterwerke der bildenden Kunst. Dazu gehören die eindrucksvollen romanischen
und gotischen Kathedralen, von denen es auch in West- und Mitteldeutschland bedeutende
Beispiele gibt: Denken wir an die romanischen Dome in Mainz, Worms, Speyer und Münster
oder auch an die imposanten gotischen Kathedralen in Köln, Bamberg, Naumburg, Magdeburg
und Halberstadt. In die romanischen Dome trat man durch ein mit reichem Skulpturenschmuck
verziertes Portal ein, das Christus als die Tür, die zum Himmel führt, symbolisierte.
Das ausgedehnte Langhaus ist wie ein Prozessionsweg und kennzeichnet die romanische
Kirche als Ort monastischen Gebets. Ein Wandel des geistlichen Verständnisses zeigt
sich im gotischen Kirchenbau. Das gotische Gebäude ist in die Vertikale, zum Himmel
hin, ausgerichtet, und die Wände sind durch große Glasfenster aufgebrochen. So wird
das Gotteshaus zu einem lichtdurchfluteten Raum. Dieser will alle Schichten des Gottesvolks
im Glauben stärken: mit den Glasmalereien als bebilderter Heilsgeschichte, mit den
ausdrucksstarken Skulpturen und den Reliquienschreinen, in denen die Heiligen sozusagen
leibhaft anwesend sind. Beide Baustile bringen zum Ausdruck, dass die Schönheit ein
bevorzugter Zugang zum Geheimnis Gottes ist. Die gläubigen Künstler versuchten in
ihre Sprache zu übersetzen, was sie als Widerschein des Glanzes des fleischgewordenen
Ewigen Wortes Gottes erfahren haben. Der Glaube verbindet sich mit der Kunst zu einem
tiefen Einklang, in dem sich der unsichtbare Gott sichtbar macht. (…) Die vielen
Zeugnisse großer christlicher Kunst, die wir hier in Rom und in unserer Heimat sehen,
laden uns ein, Gott für die Macht seiner Liebe zu danken, mit der er uns Menschen
auch durch die Schönheit nahekommt.