2013-08-23 09:32:17

Naumburger Dom: Schönheit ist Zugang zu Gott


RealAudioMP3 Unsere nächste Station: Der Naumburger Dom Sankt Peter und Paul, eines der wichtigsten kirchlichen Bauwerke Deutschlands. Ein wunderschöner Raum, romanisch, aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Ich stehe im Langschiff und an beiden Enden sieht man die beiden Apsiden der Basilika, man sieht den Lettner und so weiter. Handwerkserzeugnis und Kunst wurden damals nicht zum Selbstzweck, sondern für die Gemeinde und für Gott gebaut.
Wir weichen hier von unserem normalen Prozedere ab und nicht jemanden interviewen oder mit jemandem sprechen, der mir den Dom erklären wird, sondern jemandem zuhören, der kurz und beispielhaft eine Erklärung dieses heute evangelischen Domes geben kann: Papst Benedikt XVI.

Der christliche Glaube äußert sich nicht nur in Wort und Schrift, sondern inspiriert auch große Meisterwerke der bildenden Kunst. Dazu gehören die eindrucksvollen romanischen und gotischen Kathedralen, von denen es auch in West- und Mitteldeutschland bedeutende Beispiele gibt: Denken wir an die romanischen Dome in Mainz, Worms, Speyer und Münster oder auch an die imposanten gotischen Kathedralen in Köln, Bamberg, Naumburg, Magdeburg und Halberstadt. In die romanischen Dome trat man durch ein mit reichem Skulpturenschmuck verziertes Portal ein, das Christus als die Tür, die zum Himmel führt, symbolisierte. Das ausgedehnte Langhaus ist wie ein Prozessionsweg und kennzeichnet die romanische Kirche als Ort monastischen Gebets. Ein Wandel des geistlichen Verständnisses zeigt sich im gotischen Kirchenbau. Das gotische Gebäude ist in die Vertikale, zum Himmel hin, ausgerichtet, und die Wände sind durch große Glasfenster aufgebrochen. So wird das Gotteshaus zu einem lichtdurchfluteten Raum. Dieser will alle Schichten des Gottesvolks im Glauben stärken: mit den Glasmalereien als bebilderter Heilsgeschichte, mit den ausdrucksstarken Skulpturen und den Reliquienschreinen, in denen die Heiligen sozusagen leibhaft anwesend sind. Beide Baustile bringen zum Ausdruck, dass die Schönheit ein bevorzugter Zugang zum Geheimnis Gottes ist. Die gläubigen Künstler versuchten in ihre Sprache zu übersetzen, was sie als Widerschein des Glanzes des fleischgewordenen Ewigen Wortes Gottes erfahren haben. Der Glaube verbindet sich mit der Kunst zu einem tiefen Einklang, in dem sich der unsichtbare Gott sichtbar macht.
(…) Die vielen Zeugnisse großer christlicher Kunst, die wir hier in Rom und in unserer Heimat sehen, laden uns ein, Gott für die Macht seiner Liebe zu danken, mit der er uns Menschen auch durch die Schönheit nahekommt.

Generalaudienz, 18. November 2009

(rv 23.08.2013 ord)








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