Pakistan: Drei Jahre nach der Flutkatastrophe ist viel erreicht
Im Jahr 2010 hat Pakistan
die bisher größte Flutkatastrophe des Landes erlebt. Daniel Apolinarski ist bei Caritas
international Referent für das Land. Im Interview mit Nicole Stroth vom Erzbistum
Freiburg berichtet er, wie es drei Jahre nach der Flut in Pakistan aussieht:
„Das
Land bzw. einige Regionen des Landes haben seit 2010 noch zwei weitere Fluten überlebt,
nämlich die von 2011 und 2012. Diese Fluten haben allerdings eher bestimmte Regionen
im Süden und Südwesten des Landes getroffen. Ansonsten hat sich das Land sowohl von
der 2010er Flut als auch von den darauffolgenden Überschwemmungen weitgehend erholt.
Aber es gibt nach wie vor – insbesondere vom letzten Jahr noch tausende von Betroffenen,
die zum Teil noch unter Plastikplanen oder sonstigen Behelfsständen am Straßenrand
kampieren. Bei ihnen ist nach wie vor keine Hilfe angekommen. Ansonsten ist der Wiederaufbau
der 2010er Flut, wie Sie schon zu Recht sagten, der Jahrhundertflut, weitgehend abgeschlossen.
Es stand damals ein gutes Fünftel der gesamten Landesfläche unter Wasser.20 Millionen
Menschen waren betroffen. Da ist schon noch einiges zu tun, aber ich denke, das Schlimmste
von 2010 ist abgearbeitet.“
Häuser, Brücken, Krankenhäuser, Infrastruktur,
landwirtschaftlich genutzte Fläche – vieles fiel ja der Flut zum Opfer. Wo fängt man
da als Hilfswerk seine Arbeit überhaupt an? Das ist ja ein wahnsinnig unüberschaubares
Feld erst einmal…
„Wir haben unmittelbar nach der Flut mit etlichen Partnern
vor Ort zusammengearbeitet in so ziemlich allen erdenklichen Bereichen – vom Hausbau
bis hin zur Wasserversorgung und der Versorgung mit den unmittelbaren lebensnotwendigen
Gütern, wie Nahrungsmittel, Medikamente und so weiter und so fort. Wir sind dann mit
nach wie vor noch recht vielen Partnern, sowohl internationalen als auch pakistanischen
Partnern, allen voran auch die pakistanische Caritas, wurde der Schwerpunkt so ein
bisschen verlagert in Richtung Hausbau bzw. Wiederaufbau von Notbehausungen, aber
auch von permanenten und Übergangshäusern, die von den Betroffenen selbst weiter ausgebaut
werden können. Ja, so vielleicht mal eine kurze Zahl, wir haben bis dato etwa 84.000
Menschen oder sprich 12 - 13.000 Familien mit Häusern versorgen können und zwar landesweit.
Und das ja zum Großteil mit der Caritas Pakistan in verschiedenen Diözesen – etwa
in Lahore, Multan oder auch in Quetta und auch mit anderen pakistanischen Partnern.
Sie
versuchen ja auch, bei den Projekten die Leute vor Ort immer stark mit einzubeziehen.
Inwiefern und wie gelingt Ihnen das? Wie wird diese Hilfe angenommen?
„Um
da grad beim Hausbau zu bleiben, das gelingt uns sehr gut. In einer ersten Phase des
Hausbau-Projektes mit der pakistanischen Caritas haben wir uns darauf konzentriert,
in erster Linie Baumaterial auszugeben oder auch Fenster und Türen und dergleichen
und halt eben mit großer Beteiligung der Begünstigten selber halt eben die Maßnahme
durchzuführen und eben diese insgesamt 5 – 6.000 Häuser dort in den drei Diözesen
zu errichten. Also da sind wir ganz stark auch auf die Eigenbeteiligung der Betroffenen
angewiesen. Und das funktioniert eigentlich bisher ausnahmslos sehr gut im ganzen
Land“
Sind die Dorfbewohner jetzt dort auch besser gewappnet für künftige
Katastrophen?
„Ja, das kann man sagen, weil bei allen Projekten, die wir
vor Ort mit unseren Partnern umsetzen, gehört die Katastrophenvorsorge, ja, also ist
ein ganz wichtiges Themenfeld. Was sich auch niederschlägt in der Renovierung oder
Instandsetzung von Dämmen, von Bewässerungskanälen. Dann hatten wir ein Projekt, was
die Entsandung und Entschlammung von Äckern vorangetrieben hat, wo durch die Flut
2010 das ganze Sediment aus den Flüssen auf die Felder gespült wurde, sodass dort
gar kein Ackerbau mehr möglich war ein halbes Jahr lang. Und auch das Bewusstsein
der Bevölkerung vor Ort, auf erste Anzeichen von Fluten oder Hochwasser zu reagieren.
Die Vorbereitung für den Katastrophenfall ist ein wichtiges Thema bei unserer Arbeit.“
Was
muss jetzt in der Zukunft noch konkret angegangen werden? Wo will Caritas international
weiterhin wirken?
„Wir sind einmal dabei, die Hausbaumaßnahmen im Sindh
von den Fluten 2012 noch weiterzuführen, solange bis der Bedarf dort weitgehend abgedeckt
ist, was wir in der Koordinierung mit den staatlichen Stellen vor Ort zum Beispiel
abstimmen. Und ein weiteres Aufgabenfeld, was für Pakistan sehr, sehr wichtig ist,
ist zum Beispiel die Gewinnung oder Verfügbarmachung von sauberem Trinkwasser oder
auch einfach von sauberem Brauchwasser, was nicht bakteriell, chemisch oder sonst
wie belastet ist. Also das wäre ein weiteres Themengebiet, wo wir verstärkt mit pakistanischen
Partnern in Zukunft arbeiten wollen.“