Russland/Weißrussland/Ukraine: Feiern zur Taufe der Rus stärken auch die Ökumene
An diesem Sonntag
feiert die mit Rom unierte griechisch-katholische Kirche der Ukraine in Kiew das 1.025
Jahr-Jubiläum der „Taufe der Rus“. Bei den am Samstag begonnenen Feierlichkeiten wird
auch die neu erbaute unierte Kathedrale in der ukrainischen Hauptstadt geweiht. Als
Vertreter von Papst Franziskus ist der litauische Kardinal Audrys Juozas Backis in
Kiew anwesend. Die so genannte „Taufe der Rus“ gilt als Beginn des Christentums im
heutigen Russland, in Weißrussland und in der Ukraine. Im Gespräch mit Radio Vatikan
erklärt Monsignore Nikolaus Wyrwoll vom Ostkirchlichen Institut in Regensburg dazu:
„Das
Christentum war auch vor 988 natürlich schon in diesen Gegenden bekannt, es gibt ja
sogar eine Tradition, dass der heilige Apostel Andreas selber bis weit in das heutige
Russland hinein gegangen ist. Aber es gibt auf jeden Fall die geschichtliche Tatsache,
dass von Thessaloniki aus der heilige Kyrill und der heilige Method nach Russland
gegangen sind und nach Kiew mit den Gebeinen des heiligen Papstes Klemens von Rom.
Dann hat 988 der Fürst in Kiew beschlossen, ganz offiziell das Christentum anzunehmen:
Das bezeichnet man mit dem Wort „Taufe der Rus“ – also einen Akt, wo dann ganz viele
Vornehme in Kiew getauft wurden. Damit wurde das Christentum dort nicht nur gelebt
von vielen Menschen, sondern es war dann auch die offizielle Religion.“
Wichtig
in diesem Zusammenhang war bereits die 1.000 Jahrfeier der „Taufe der Rus“ im Jahr
1988, zu der Papst Johannes Paul II ein Apostolisches Schreiben verfasst hatte.
„Man
muss sich daran erinnern, dass es mit der 1.000-Jahrfeier begonnen hat und dass diese
1.000-Jahrfeier ein Wunsch der Russen selber war, besonders des Metropolit Nikodim
von Leningrad. Aber dann haben wir in Deutschland diesen Gedanken ganz groß nach vorne
gebracht, mit einer großen Tagung in der evangelischen Akademie in Tutzing und wir
haben im ostkirchlichen Institut in Regensburg ein Buch veröffentlicht und eine Trauung
gemacht. Das Interesse in der ganzen Welt für Russland war da sehr groß und das hat
dann auch ermöglicht, dass die Russen selber auch in Russland doch ein wenig feiern
konnten und sogar groß feiern konnten.“
Dies habe dazu beigetragen, dass
sich die atheistische und die antiklerikale Haltung der ideologischen Führung der
Sowjetunion allmählich zu einer ökumenischen Sichtweise hin geändert habe, so Wyrwoll.
So seien nach 1988 langsam wieder die Kirchen in Russland geöffnet worden; auch die
Seelsorge habe dann wieder richtig begonnen. Auch bei den aktuellen Feierlichkeiten
sieht der Ostkirchenexperte einen ökumenischen Aspekt:
„Für die Ökumene
hat diese Feier insofern eine Bedeutung, dass durch die Mitfeiernden deutlich wird,
dass alle dort in Russland begeistert sind und dankbar sind, dass der Glaube sich
ausgebreitet hat. Sie danken für die Kraft der Gebete der Heiligen, dass die Kraft
des Glaubens auch für das Zusammenleben der Menschen ganz wichtig ist, und sie danken
auch für das Überleben des Glaubens. Grade jetzt in diesen Tagen feiern ja nicht nur
die Unierten mit, sondern auch die Armenier, die katholischen und die protestantischen
Armenier, viele protestantische Kirchen beteiligen sich und natürlich auch die Orthodoxen
in der Ukraine – das sind ja auch drei verschiedene Kirchen. Ich denke, das ist schon
mal wieder ein wichtiges Zeichen für die Ökumene, dass alle in diesem Glauben unterschiedliche
Spiritualitäten verwirklichen.“
So wie an diesem Samstag und Sonntag in
Kiew, seien auch in Moskau und in Minsk sehr viele Feierlichkeiten zur Erinnerung
an das 1.025 Jahr-Jubiläum der „Taufe der Rus“ begangen worden, berichtet Nikolaus
Wyrwoll, Beauftragter für die Ostkirchen und die Ökumene beim Ostkirchlichen Institut
Regensburg:
„Es waren fast alle Ortskirchen der Orthodoxie vertreten – also
die Kirche von Bulgarien, von Rumänien, von Georgien und so weiter. Der Patriarch
von Konstantinopel hat eine große Delegation geschickt, geführt vom orthodoxen Erzbischof
von Paris. Ich glaube, dass diese Feiern selber auch noch einmal das Bewusstsein des
Volkes gestärkt haben, dass die Religion eben nicht eine Sache für fromme Stunden
ist, sondern eine Angelegenheit für das Zusammenleben der Menschen in Friede und Freiheit.“