Die Wiederaufnahme
der Gespräche zwischen Israelis und Palästinensern bringt auch „schmerzliche Zugeständnisse“
mit sich. Das sagt im Gespräch mit Radio Vatikan der Patriarchalvikar und Weihbischof
für Jerusalem, William Shomali. Trotzdem vertraue er auf Einsehen von allen Seiten. Kurz
vor einer neuen Runde der Nahost-Friedensgespräche hat Israel in der Nacht zum Mittwoch
als Zeichen des guten Willens 26 palästinensische Langzeithäftlinge freigelassen.
Das berichten internationale Presseagenturen an diesem Donnerstag. Die Christen im
Heiligen Land fühlen sich bei diesen Gesprächen aber alles andere als „einfache Zuschauer“,
so Shomali. Die Christen könnten seiner Meinung nach eine Schlüsselrolle bei den Gesprächen
einnehmen.
„Die Wiederaufnahme der Gespräche ist eine wunderbare Sache.
Denn ohne Verhandlungen kann es niemals Frieden geben. Das heißt vor allem eines:
man muss die Fakten auf den Tisch legen und Klartext sprechen. Neben den guten Gesten
dürfen wir beispielsweise nicht das Problem der Neubesiedlungen in den besetzten Gebieten
vergessen. Wie kann man auf der einen Seite Gefangene freilassen und auf der anderen
hingegen Siedlungen zugestehen? Das geht nicht auf.“
Auf Vermittlung der
USA hatten Israel und die Palästinenser den Friedensprozess vor zwei Wochen nach knapp
dreijährigem Stillstand wieder in Gang gesetzt. Ziel ist ein Friedensabkommen binnen
neun Monaten und ein unabhängiger Palästinenserstaat.
„Die Menschen in dieser
Region möchten vor allem ein Ziel erreichen: Frieden. Sie sind nämlich müde von dem
Krieg und der Gewalt. Die Freilassung einiger palästinensischer Gefangener ist nicht
nur ein schönes Zeichen sondern auch ein Geschenk an jene Familienangehörigen, die
so lange von ihren Angehörigen getrennt waren.“
Vor ihrer endgültigen Freilassung
mussten die Häftlinge eine Erklärung unterzeichnen, dass sie wieder ins Gefängnis
und ihre volle Strafe absitzen müssen, falls sie sich wieder an Terroraktivitäten
beteiligen. Zur Erinnerung: Von mehr als 1.000 Gefängnisinsassen, die Israel vor zwei
Jahren im Gegenzug für den entführten Soldaten Gilad Schalit freigelassen hatte, sind
44 inzwischen wieder in Haft.
„Wir sind nicht naiv. Neben der Hoffnung herrscht
auch Pessimismus. Doch ich als Gläubiger vertraue auf die Fürsprache Gottes und dass
durch ihn auch die Einstellungen der Menschen sich ändern können. Wir haben nun neun
schwierige Monate vor uns. Die Israelis könnten einsehen, dass ein Friedensabkommen
in ihrem Interesse sein könnte. Auf der anderen Seite könnten die radikalsten Gruppierung
wie Hamas einsehen, dass man das eigene Volk nicht in Angst und Schrecken leben lassen
kann.“