Nordkorea: Humanitäre Arbeit braucht hier Fingerspitzengefühl
Erfolgreiche Verhandlungen
zwischen Nord- und Südkorea: Der gemeinsame Industriepark Kaesong soll wieder eröffnet
werden. Das ist das Ergebnis eines Treffens zwischen beiden Staaten am Mittwochmorgen.
Im April hatte Nordkorea 53.000 Arbeiter von dort abgezogen, die in südkoreanischen
Unternehmen arbeiteten. Grund war ein gemeinsames Militärmanöver Südkoreas und der
USA. Ein Datum für die Wiedereröffnung des Industrieparks ist noch nicht bekannt.
Der Abtprimas der Benediktiner, Notker Wolf, ist gerade aus Korea zurückgekehrt, wo
sein Orden ein Krankenhaus baut. Er hat dort erlebt, wie verhärtet die Fronten sind:
„Wenn
man in Nordkorea die Arbeiterzeitung aufschlägt, ist unglaublich wie sie sich dort
über die anderen lächerlich machen. Bei uns wäre das beleidigend. Die südkoreanische
Berichterstattung läuft aber auch nicht anders, sie sagen, wenn die Präsidentin es
schafft, dass der Industriepark wieder geöffnet wird, dann ist das eine Niederlage
für den nordkoreanischen Präsidenten Kim Jong-un. So etwas finde ich unmöglich, weil
es eine Demütigung des anderen ist und damit auch wieder viele Dinge provoziert, die
völlig unnötig sind.“
Im Vordergrund der Gespräche an diesem Mittwoch stand
seiner Meinung nach auch keinesfalls der Frieden zwischen Nord- und Südkorea, sondern
wirtschaftliche Interessen. Dies gelte, so Abt Notker, vor allem für die Nordkoreaner:
„weil
ihnen das Wasser bis zum Halse steht. Die USA versuchen ja, sie durch das Embargo
in die Knie zu zwingen – was ich für eine völlig unmögliche Situation halte, wenn
wir uns überlegen, wie lange dieses Embargo schon geht. Dabei leidet die Bevölkerung,
sie leidet natürlich sehr darunter. Nicht so sehr die Regierung, aber die Bevölkerung.
Deshalb bauen wir auch das Krankenhaus.“
Die Klinik der Benediktiner in
Nordkorea wurde bereits im August 2005 eingeweiht. Sie ist so gut besucht, dass nun
ein Erweiterungsbau mit einer Ambulanzklinik geplant ist:
„Das Krankenhaus
ist inzwischen zum Bezirkskrankenhaus für andere Krankenhäuser gemacht worden. Ich
habe bei meinem Besuch, nach der Unterzeichnung des Vertrages auch noch etwas sehr
nettes erlebt: Der Stadtbürgermeister hat uns zum Abendessen eingeladen und als wir
uns zu Tisch setzten, da sagte er: ,vergesst aber das Beten nicht.’ Das hat mich dann
doch sehr erstaunt, das ist mir in Deutschland nicht so häufig passiert.“
Wer
in Nordkorea humanitäre Hilfe leisten wolle, der brauche allerdings Geduld und Fingerspitzengefühl,
erklärt der Benediktiner:
„Ich meine, wir können auf dem humanitärem Sektor
einiges tun und die nordkoreanischen Behörden sind durchaus bereit, auch humanitäre
Hilfe anzunehmen, aber das geht nur, wenn es Verhandlungen auf Augenhöhe gibt und
nicht in einer herablassenden, arroganten Haltung, wie das auch immer wieder geschieht.
Andererseits ist diese Übersensibilität der Nordkoreaner schwierig zu handhaben, das
bereitet einem bei Verhandlungen solche Schwierigkeiten, dass humanitäre Organisationen,
Nicht-Regierungs-Organisationen, nach einiger Zeit das Handtuch werfen – und ich verstehe
das.“