Vatikan bittet Italien um Justiz-Hilfe gegen Prälaten
Im Fall des unter Geldwäscheverdacht stehenden ehemaligen Vatikanmitarbeiter Nunzio
Scarano hat die vatikanische Justiz erstmals in der Geschichte ein Rechtshilfeersuchen
an Italien gestellt. Wie die Vatikanzeitung „L´Osservatore Romano“ berichtet, bat
Vatikan-Staatsanwalt Giampiero Milano die Behörden um Mithilfe bei den Ermittlungen.
Bereits Mitte Juli hatte er die Konten des früheren Rechnungsprüfers der päpstlichen
Güterverwaltung bei der Vatikanbank IOR einfrieren lassen. Italienische Behörden hatten
Scarano Ende Juni verhaftet, weil er an einer versuchten illegalen Überführung von
20 Millionen Euro Bargeld in einem Privatjet aus der Schweiz nach Italien beteiligt
gewesen sein soll.
Der Prälat war früher Rechnungsprüfer der vatikanischen
Güterverwaltung APSA. Er erhob seinerseits schwere Vorwürfe gegen seine Vorgesetzten.
Laut italienischen Medien erklärte er in einem Brief an Papst Franziskus, er habe
Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone bereits 2010 über Missstände und Amtsmissbrauch
in der Güterverwaltung informiert; Bertone habe aber nichts unternommen. Papst Franziskus
hatte sich während seiner Brasilien-Reise in der vergangenen Woche von Scarano distanziert,
aber zugleich das Gros der Kurienmitarbeiter in Schutz genommen. Scarano habe „schlecht
gearbeitet“ und müsse von der Kirche entsprechend bestraft werden, sagte Franziskus
in einem Interview des brasilianischen TV-Senders „Globo“.