D/Brasilien: „Erfahrungen, die mein Leben verändern“
„Das was ich hier
gesehen habe, wird auch meine Arbeit mit den Jugendlichen zu Hause verändern“. Da
ist sich Eva Schockmann sicher. Die 24-jährige Studentin hat in den vergangenen Wochen
einen Einblick in die brasilianische Lebenswirklichkeit erhalten, die sich von ihrer
eigenen europäischen deutlich unterscheidet. Zusammen mit vier anderen jungen Frauen
besuchte sie Projekte in Brasilien, die von dem Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat gefördert
werden. Dazu zählen Projekte, die Straßenkindern helfen und die Jugendlichen in Favelas,
also in Armenvierteln der Stadt, eine Perspektive geben. Aber auch die Arbeit mit
Frauen des größten Straßenstrichs von Rio de Janeiro ist eines davon. Ermöglicht wurden
Eva Schockmann diese Erfahrungen durch den Wettbewerb „JüngerSchafft“, den Adveniat
im Vorfeld des Weltjugendtages für junge Erwachsene organisiert hat. Die einzige Voraussetzung,
um sich bewerben zu können: Soziales Engagement. Eva Schockmann hat davon genug vorzuweisen:
„Ich
bin in der katholischen jungen Gemeinde aktiv, also der KJG, das ist ein katholischer
Kinder- und Jugendverband, und bin dort auf den verschiedenen Ebenen aktiv. Ich habe
viele Gruppenstunden gemacht mit Kindern, aber arbeite auch auf der Diözesanebene
mit und bin dort im Diözesanausschuss. Wir arbeiten viel mit Kindern und versuchen
sie in jeglicher Weise zu fördern und zu unterstützen und einfach Gemeinschaft zu
leben.“
Die Studentin zählte damit zu den fünf Siegerinnen, die eine Reise
zum Weltjugendtag nach Rio de Janeiro gewonnen hatten. In den Tagen vorher bekamen
die jungen Frauen dann die Gelegenheit, die unterschiedlichen Projekte in Brasilien
kennenzulernen und selbst aktiv mitzuarbeiten. Der Besuch in AMAR, einem Haus für
Straßenkinder, gehörte zu den berührendsten Erlebnissen für die fünf. Jedes der Kinder
dort hat eine Vergangenheit im Drogenmilieu und mit gewaltsamen Auseinandersetzungen
in den Favelas hinter sich. Doris Keil ist ebenfalls Gewinnerin des Wettbewerbs und
hat bereits ein freiwilliges soziales Jahr im afrikanischen Mosambik absolviert. Die
Erlebnisse in Brasilien mit Armen und Ausgegrenzten haben auch sie geprägt:
„Was
ich von Afrika noch nicht kannte, das ist die Drogenproblematik. Die gibt es gewiss
in Afrika auch, aber damit bin ich nicht so stark in Berührung gekommen. Das ist hier
aber ein Thema, das allgegenwärtig ist und mich auch sehr bewegt hat. Darüber muss
ich auch noch länger nachdenken, was jetzt nicht einfach so zu beschreiben ist. Da
kommen sehr viele Emotionen hoch und es ist ein wichtiges Thema, das auf jeden Fall
Diskussionsbedarf hat.“
Besonders beeindruckt ist Eva Schockmann von dem
Zusammenhalt der Menschen in den Armenvierteln und von der Gastfreundschaft und Herzlichkeit
der Brasilianer. „Ganz selbstverständlich haben wir uns mit an den Tisch gesetzt,
haben zusammen gesungen und getanzt“, erzählt die Studentin. Aber nicht nur das starke
Gemeinschaftsgefühl nimmt Eva Schockmann mit zurück nach Deutschland:
„Ich
nehme eine Menge mit, vor allem Bodenständigkeit, also dass man sein eigenes Leben
noch einmal reflektiert und weiß, in was für einem Überfluss man teilweise lebt und
wie es anderen Kindern geht. Dabei wird einem klar, wie gut man es eigentlich hat,
dass man da geboren wurde, wo man geboren wurde und man eine gute Kindheit hatte,
in der man immer Unterstützung von den Eltern erfahren hat und dass das nicht selbstverständlich
ist.“
Das war auch eines der Anliegen, das Adveniat mit dem Pilotprojekt
„JüngerSchafft“ bezwecken wollte. Die jungen Frauen sollen mit all ihren brasilianischen
Erfahrungen im Gepäck als Multiplikatoren nach Deutschland in ihren Alltag zurückkehren.
Ganz nach dem Weltjugendtagsmotto – „Geht und macht zu Jüngern alle Völker“ (vgl.
Mt 28,19).