2013-08-02 10:27:01

Amazonien: Testfall für Kirche und Gesellschaft


RealAudioMP3 Seit Beginn der Woche - und dem Ende der Papstreise - tagt in Rio de Janeiro der Koordinierungsrat der CELAM, des Zusammenschlusses der Bischofskonferenzen Lateinamerikas und der Karibik, an diesem Freitag endet das Treffen.
Papst Franziskus hatte den Bischöfen einiges zur Besprechung vorgelegt: In seiner Ansprache vor den Bischöfen Brasiliens und dann zwei Tage danach vor der CELAM hatte er seine Vorstellungen einer Entwicklung der Kirche in Lateinamerika skizziert. Dabei hatte er eine Region Brasiliens auf die Tagesordnung gesetzt: Amazonien. Amazonien sei der Testfall für Kirche und Gesellschaft, der Papst gesagt.
Erwin Kräutler lebt seit den 60er Jahren als Missionar im Amazonasgebiet, am Fluss Xingu. Seit 1980 ist der geborene Österreicher dort auch Bischof. Bekannt wurde er unter anderem durch seinen Einsatz für gleichermaßen die Umwelt und die Rechte der dort lebenden Bevölkerung im Kampf gegen einen Megastaudamm. Es habe ihn gefreut, wie sehr der Papst betont habe, dass man Amazonien nicht ausbeuten und die Menschen dort nicht rechtlos lassen dürfe, so Dom Erwin – wie er in Brasilien schlicht genannt wird – im Gespräch mit Radio Vatikan.

„Wir sollen Amazonien wie einen Garten pflegen und behandeln. Er spricht vom ‚amazonischen Gesicht der Kirche’, das ist für mich ein Novum.“

Was bedeutet das, das ‚amazonische Gesicht der Kirche’? Was ist damit gemeint?

„Es gibt einen großen Unterschied zwischen den südlichen Diözesen und denen in Zentralbrasilien einerseits und denen in Amazonien andererseits. Wir haben und oft als Stiefkinder verstanden. Amazonien ist für die anderen weit, weit weg und man überlässt Amazonien eigentlich sich selbst. Dadurch, dass das ‚amazonische Gesicht’ herausgestrichen wird, meint man auch die ganzen Sorgen und Nöte, die Hoffnungen dieser Menschen. Die haben ein Recht, gehört zu werden und ein Recht, sich einbringen zu können.
Auch unsere pastorale Art und Weise, wie wir hier mit den kleinen kirchlichen Basisgemeinden leben, das meine ich ebenfalls mit dem ‚amazonischen Gesicht’. Wir könnten hier als Kirche überhaupt nicht überleben, wenn diese kleinen Basisgemeinden nicht das kirchliche Leben übernommen hätten. Der Xingu hat beinahe 900 Gemeinden und 27 Priester, da kann man sich das vorstellen, was das bedeutet: Die Basisgemeinde in ihrer samaritanischen Dimension, in ihrer prophetischen Dimension, in ihrer familiären Dimension, aber auch in ihrer kontemplativen, in ihrer betenden Dimension. Das meine ich gehört auch zum ‚amazonischen Gesicht der Kirche’.“

Wenn Amazonien tatsächlich der Lackmustest ist für die Ernsthaftigkeit der Anstrengungen, was sagt das im Augenblick über die Kirche in Ihrem Land aus?

„Auf der einen Seite ist das positiv zu werten, dass tatsächlich sich uns anschließt und mit dem Finger auf Amazonien zeigt. Ich möchte sogar das Wort von Papst Paul VI. wiederholen, „Christus zeigt auf Amazonien“. Das zweite ist, dass er die Kirche aufmerksam macht und sie anspornt, aus ihrem Kreis heraus zu gehen. Der Papst sagt ja immer ‚heraus an die Peripherie, an die geographische und existenzielle Peripherie’. Da meine ich, dass der Papst die Kirche in Brasilien aufgerüttelt hat.“

(rv 02.08.2013 ord)








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