2013-07-29 09:19:46

Pater Lombardi: „Drei Momente bewegten Franziskus besonders“


RealAudioMP3 Ein positives Fazit zieht Vatikansprecher Pater Federico Lombardi zur ersten apostolischen Reise des Papstes. Im Interview mit Radio Vatikan lässt Lombardi den Weltjugendtag mit dem ersten lateinamerikanischen Papst noch einmal Revue passieren. Er bedauert jedoch auch, dass auf diesem Weltjugendtag Afrika „nicht so anwesend“ war. Franziskus Stil auf dem Weltjugendtag habe das Zeug dazu, das Großereignis möglicherweise auch in seiner Form zu verändern. Die Fragen stellte Anne Preckel.

Pater Lombardi, die erste Apostolische Reise des lateinamerikanischen Papstes: Sie waren immer in seiner Nähe – was hat Franziskus auf dieser Reise besonders bewegt?

„Ich würde drei Momente erinnern. Der erste war, als er vor der Ikone in Aparecida betete. Das war für ihn ein Höhepunkt, denn er wollte wirklich nach Aparecida pilgern. Für ihn ist dieser Ort und dieses Heiligtum wirklich fundamental, auch in seiner Erfahrung, weil die Vollversammlung der Bischöfe von Letinamerika, wo er eine große Rolle gespielt hat, ist wirklich ein fundamentaler Moment seiner Vision der Kirche in der Welt von heute und der Mission der Kirche in der Welt von heute. Und das geschah unter dem Schutz von Aparecida.

Das zweite war ein Moment in der Favela, als er den Altar der kleinen Kapelle weihte. Ich hatte den Eindruck, dass er kurz vor dem Weinen stand, er war so tief bewegt. Für ihn ist mit den Armen zu sein und für die Armen zu arbeiten ist wirklich ein grundlegendes Element der Mission der Kirche.

Und das dritte ist die Mission, der Auftrag, am Ende der Messe (vom Sonntag, Anm. d. Red.) – der Papst will alle Menschen an die Grenzen der Welt schicken und die jungen Leute in die Mission. Er sagt immer, die Kirche soll nicht in sich geschlossen bleiben, sondern in der Mission sein. Und das war der Moment, in dem er zu drei Millionen Leuten sagte, dass sie gehen müssen. Und das war ein wichtiges Moment.“

„Amazonien ist Symbol der weltweiten Umweltproblematik“

Welche Appell hat er an die brasilianische, lateinamerikanische Kirche gemacht – was heißt mehr Kollegialität, mehr Synodalität konkret auf diesem Kontinent?

„Als er von Kollegialität und Synodalität sprach, sprach er von Mitverantwortung aller Bischöfe – aller in der Kirche, aber besonders der Bischöfe. Aber was wir finden müssen, was er finden muss, ist die Weise, in der er, das Oberhaupt der Kirche, diese Synodalität wachsen lässt. Und das im Sinne des zweiten vatikanischen Konzils, und wir sind immer auf dem Weg der Verwirklichung der Dokumente des Konzils. Und er denkt, dass wir neue Schritte in die Richtung von Kollegialität, das heißt von positiver Beziehung von Primat und Bischofskollegium gehen.“

Der Papst hat auch Amazonien erwähnt. Die Distanz zwischen Vatikan und diesem pastoralen Gebiet war manchmal allzu groß. Inwiefern hat Franziskus da ein Signal gesetzt?

„Ich glaube, dass der Papst denkt, dass die brasilianische Kirche schon viel macht für Amazonien. Das ist nicht etwas, was vom Nullpunkt beginnen muss – im Gegenteil. Es gibt ein großes Engagement, und vielleicht macht die Kirche mehr als andere Komponenten der Gesellschaft, um dieser Gegend zu dienen. Aber der Papst hat einen solchen Akzent darauf gesetzt, weil das ein kritischer Punkt für die Zukunft dieses Landes und vielleicht der Erde ist. Er hat die Umweltprobleme genannt, die für uns alle sehr wichtig sind. Und Amazonien ist auch wie ein Symbol für die Umweltproblematik der Welt. Ich fand das sehr wichtig, dass der Papst das betont hat.“

„Erfahrungen, Theologie und Spiritualität in Lateinamerika können uns gut tun“

Welchen besonderen Beitrag kann die lateinamerikanische Kirche in der Weltkirche und mit diesem Papst leisten?

„Das werden wir sehen… Ich denke, dass wir mehr diese Vitalität und diesen Reichtum, die von diesem Kontinent kommen, gebrauchen können – wo es die größte Zahl der Katholiken gibt und einen sehr jungen Kontinent. Und in diesem Sinne sind auch die Erfahrungen, die Reflexion, die Theologie, die Spiritualität, die daher kommen können, sehr reich. Wir Europäer sind etwas veraltet, glaube ich, und so ist es sehr gesund für uns, auch von diesem Teil der Kirche der Welt neue Anregungen zu bekommen.“

Wir haben hier einen sehr spontanen Papst gesehen, der der Reise auch einen eigenen Stempel aufgedrückt hat, er hat Programmpunkte eingefügt – Aparecida, das Krankenhaus, die Favela – was ist das zu erwarten für die nächsten apostolischen Reisen und auch überhaupt in diesem Pontifikat?

„Ich glaube, dass dies wirklich eine Situation ist, in der wir immer etwas Neues zu erwarten haben. Es ist nicht leicht, Programme zu machen mit diesem Papst, wir müssen ihm folgen und sehen, was er jeden Tag erfindet (lacht). Und das ist, glaube ich, sehr positiv, ein Gefühl der Neuigkeit, dass wir nicht alles unter Kontrolle haben.“

Tür für neue Idee des Weltjugendtages steht offen

Der Papst ist hier zu Armen, Kranken und Kriminellen gegangen. Es scheint so ein bisschen, dass er den Kontext des Ortes, wo er ist, die Bedürfnisse der Menschen am Rande, sehr stark auch einbezogen hat in dieses Ereignis des Weltjugendtages. Kann das auch die Natur der Weltjugendtage für die Zukunft verändern?

„Das werden wir sehen. Natürlich – bei den Weltjugendtagen gibt es ein gewisses Modell, das wir wiederfinden, aber es gibt jeden Tag auch etwas Neues. In diesem Sinne gibt es eine Dynamik, eine Evolution. Der nächste Weltjugendtag wird in Krakau stattfinden und ich glaube, dass sich da das Modell nicht viel ändern wird. Aber, wie Sie gesagt haben, sind die Erfahrungen für den Papst und die jungen Leute auch neu gewesen, und es können auch neue Ideen kommen. In drei Jahren können wir etwas erfinden, wo es auch dieses Gefühl der Neuigkeit gibt. Der WJT in Rio war schon vorbereitet, als Franziskus Papst wurde, und wir werden sehen, ob er spezifische Indikationen für den nächsten geben will. Aber auf jeden Fall hat er uns in drei Jahren nach Krakau eingeladen.“

„Afrika war in Rio unterrepräsentiert“

Und in sechs Jahren vielleicht nach Afrika?

„Mhh. Um wirklich ehrlich zu sein… Afrika war nicht so anwesend auf diesem Weltjugendtag. Ich glaube, es gibt Probleme mit Kosten und Organisation, aber das muss reflektiert werden. Bis jetzt gab es nie einen WJT in Afrika, und das auch, weil die Organisation eines solchen Ereignisses so schwer ist. Eine reiche Kirche kann das tun, weil man muss viele Ressourcen mobilisieren, und es muss auch ein Land sein, dass so viele neue Leute aufnehmen kann. Bis jetzt war dies leider noch nicht möglich in Afrika, auch das nächste Mal, und dies gibt uns glaube ich einen Grund zum Nachdenken.“

(pr 28.07.2013 pr)










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