Papstrede beim Treffen mit ehrenamtlichen Helfern des WJT
Papst Franziskus hat vor seiner Verabschiedung in Brasilien sich mit den Freiwilligen
des WJT getroffen. Hier lesen Sie seine Rede in einer offiziellen deutschen Übersetzung
Liebe
Freiwillige, guten Abend!
Ich konnte nicht nach Rom zurückkehren, ohne zuvor
persönlich und herzlich jedem von euch für die Arbeit und die Hingabe zu danken, mit
der ihr Tausende von jungen Pilgern begleitet, ihnen geholfen und gedient habt; für
die vielen kleinen Gesten, die diesen Weltjugendtag zu einer unvergesslichen Erfahrung
des Glaubens gemacht haben. Mit dem Lächeln eines jeden von euch, mit der Liebenswürdigkeit,
mit der Dienstbereitschaft habt ihr bewiesen: „Geben ist seliger als nehmen“ (Apg
20,35).
Der Dienst, den ihr in diesen Tagen geleistet habt, hat mir die Mission
des heiligen Johannes des Täufers ins Gedächtnis gerufen, der für Jesus den Weg bereitet
hat. Jeder ist auf seine Weise ein Werkzeug gewesen, damit Tausende von Jugendlichen
den Weg „vorbereitet“ fänden, um Jesus zu begegnen. Und das ist der schönste Dienst,
den wir als Jünger und Missionare vollbringen können. Den Weg bereiten, damit alle
den Herrn kennen lernen, ihm begegnen und ihn lieben können. Zu euch, die ihr in dieser
Zeit so prompt und großherzig auf den Ruf zum Freiwilligendienst am Weltjugendtag
geantwortet habt, möchte ich sagen: Seid immer großherzig gegenüber Gott und den anderen.
Man verliert nichts dabei, im Gegenteil, der Reichtum an Leben, das man empfängt,
ist groß!
Gott ruft zu endgültigen Entscheidungen, für jeden hat er einen Plan:
Ihn zu entdecken und der eigenen Berufung zu entsprechen bedeutet, einer glücklichen
Selbstverwirklichung entgegenzugehen. Gott ruft uns alle zur Heiligkeit; er ruft uns,
sein Leben zu leben, doch für jeden hat er einen persönlichen Weg. Einige sind berufen,
sich zu heiligen, indem sie durch das Sakrament der Ehe eine Familie gründen. Es wird
gesagt, die Ehe sei heute „aus der Mode“ gekommen; in der Kultur des Provisorischen,
des Relativen predigen viele, das Wichtige sei, den Augenblick zu „genießen“, sich
für das ganze Leben zu verpflichten, endgültige Entscheidungen „für immer“ zu treffen,
sei nicht der Mühe wert, denn man weiß ja nicht, was das Morgen bereithält. Ich hingegen
bitte euch, Revolutionäre zu sein, gegen den Strom zu schwimmen; ja in diesem Punkt
bitte ich euch, gegen diese Kultur des Provisorischen zu rebellieren, die im Grunde
meint, dass ihr nicht imstande seid, Verantwortung zu übernehmen, dass ihr nicht fähig
seid, wirklich zu lieben. Ich habe Vertrauen in euch junge Freunde und bete für euch.
Habt den Mut, „gegen den Strom zu schwimmen“. Habt den Mut, treu zu sein.
Der
Herr ruft einige zum Priestertum, sich ihm in umfassenderer Weise zu schenken, um
alle mit dem Herzen des Guten Hirten zu lieben. Andere ruft er, ihren Nächsten im
Ordensleben zu dienen: in den Klöstern, indem sie sich dem Gebet für das Wohl der
Welt widmen, in den verschiedenen Bereichen des Apostolats, indem sie sich für alle,
besonders für die Bedürftigsten hingeben. Ich werde nie jenen 21. September vergessen
– ich war 17 Jahre alt –, als ich bei einem Aufenthalt in der Kirche San José de Flores,
um zu beichten, zum ersten Mal spürte, dass Gott mich rief. Fürchtet euch nicht vor
dem, was Gott von euch verlangt! Es lohnt sich, Gott mit Ja zu antworten. In ihm ist
die Freude!
Liebe junge Freunde, der eine oder andere unter euch ist sich vielleicht
noch nicht klar darüber, was er mit seinem Leben machen soll. Fragt den Herrn danach,
er wird euch den Weg begreifen lassen. Wie es der junge Samuel tat, als er in sich
die eindringliche Stimme des Herrn hörte, der ihn rief, er aber nicht verstand und
nicht wusste, was er sagen sollte, und schließlich dank der Hilfe des Priesters Eli
dieser Stimme antwortete: Rede, Herr, denn ich höre (vgl. 1 Sam 3,1-10). Fragt auch
ihr den Herrn: Was willst du, das ich tun soll, welchen Weg soll ich einschlagen?
Liebe
Freunde, ich danke euch noch einmal für das, was ihr in diesen Tagen getan habt. Vergesst
nicht all das, was ihr hier erlebt habt! Ihr könnt euch immer auf meine Gebete verlassen,
und ich weiß, dass ich mich auf eure Gebete verlassen kann.