Kreuzweg mit Papst Franziskus: „Die Gewissheit der unerschütterlichen Liebe“
Es war bunt und es
war musikalisch: Papst Franziskus hat an diesem Freitagabend (Ortszeit) am Strand
von Copacabana den Kreuzweg des Weltjugendtages gefeiert. Szenisch expressiv wurden
die vierzehn Stationen dargestellt, musikalisch untermalt mit psychedelischen, klassischen
und modernen Klängen. Das Weltjugendtagskreuz zog von Station zu Station weiter, während
Meditationen und Bibeltexte vorgetragen wurden.
Der Kreuzweg ist einer der
festen Bestandteile der Weltjugendtage, steht doch hier das eine schlichte Holzkreuz
im Mittelpunkt, das von Johannes Paul II. gestiftet und 1984 der Jugend der Welt geschenkt
wurde.
„Seitdem ist das Kreuz durch alle Kontinente gezogen und hat die
verschiedensten Welten menschlichen Daseins durchquert, wobei es von den Lebenssituationen
der vielen Jugendlichen, die es gesehen und getragen haben, gleichsam durchtränkt
wurde. Niemand kann das Kreuz Jesu berühren, ohne etwas von sich selbst darauf zurückzulassen
und ohne etwas vom Kreuz Jesu in das eigene Leben hineinzutragen.“
Jesus
durchwandere auch heute noch die Straßen unserer Welt, so Papst Franziskus. Er nehme
alle unsere Lasten auf sich, es entstehe so aber auch eine ganz besondere Nähe zu
den Menschen:
„Durch das Kreuz verbindet Jesus sich mit dem Schweigen der
Opfer von Gewalt, die nicht mehr schreien können, vor allem mit den Unschuldigen und
den Wehrlosen; durch das Kreuz verbindet Jesus sich mit den Familien in Schwierigkeiten,
die den Verlust ihrer Kinder beweinen oder daran leiden, dass sie sie in den Fängen
künstlicher Paradiese wie der Droge sehen; durch das Kreuz verbindet Jesus sich mit
allen Menschen, die Hunger leiden in einer Welt, die täglich tonnenweise Lebensmittel
wegwirft; durch das Kreuz verbindet Jesus sich mit allen, die aufgrund ihrer Religion,
ihrer Vorstellungen oder einfach wegen ihrer Hautfarbe verfolgt werden; durch das
Kreuz verbindet Jesus sich mit den vielen jungen Menschen, die ihr Vertrauen in die
politischen Institutionen verloren haben, weil sie Egoismus und Korruption sehen,
oder die ihren Glauben an die Kirche und sogar an Gott verloren haben wegen der Unlauterkeit
von Christen und von Dienern des Evangeliums.“
Die gesamte Sünde und Schwäche
des Menschen nehme Jesus im Kreuz auf sich, so der Papst. Das könne bei uns nicht
ohne Eindruck bleiben, es hinterlasse etwas. So heißt es etwa in einem Text der Meditationen:
Wenn ich das Schweißtuch betrachte, mit dem ich meinem Nächsten den Schweiß abgewischt
hätte, dann könnte ich darin das Gesicht Jesu erblicken.
„Es hinterlässt
ein Gut, das niemand uns geben kann: die Gewissheit der unerschütterlichen Liebe Gottes
zu uns. Eine so große Liebe, dass sie in unsere Sünde eindringt und sie verzeiht,
in unser Leiden eindringt und uns die Kraft schenkt, es zu tragen, sogar in den Tod
eindringt, um ihn zu überwinden und uns zu retten.“
Im Kreuz sei die ganze
Liebe und unermessliche Barmherzigkeit Gottes, so der Papst weiter: „Es gibt kein
Kreuz in unserem Leben – sei es klein oder groß –, das der Herr nicht mit uns teilt.“
Doch das Kreuz Christi lade uns auch ein, uns von der Liebe anstecken zu lassen und
selber barmherzig zu sein.
„Viele Gesichter haben Jesus auf seinem Weg zum
Kalvarienberg begleitet: Pilatus, Simon von Zyrene, Maria, die Frauen. Welcher willst
du sein?… Auch wir können vor den anderen wie Pilatus sein, der nicht den Mut hat,
gegen den Strom zu schwimmen, um das Leben Jesu zu retten, und der sich die Hände
in Unschuld wäscht. Mit all der Kraft der Jugend, welche Antwort willst du geben? Liebe
Freunde, das Kreuz Christi lehrt uns, wie Simon von Zyrene zu sein, der Jesus hilft,
den schweren Balken zu tragen, wie Maria und die anderen Frauen, die keine Angst haben,
Jesus bis zum Ende zu begleiten, mit Liebe und mit Zärtlichkeit. Und du, wie bist
du? Wie Pilatus, wie Simon von Zyrene, wie Maria?"